Eine gemeinsame Reiskammer für Ostasien
Japan beabsichtigt 13 Prozent seiner Reisvorräte zur Verfügung zu stellen, um zusammen mit den asiatischen Nachbarländern Reisreserven anzulegen. Die gemeinsamen Vorräte sollen den starken Angebotsschwankungen beim Reis entgegenwirken.
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250’000 Tonnen Reis will Japan für das System freigeben, das frühestens nächstes Jahr in Kraft tritt, um möglichen Versorgungsengpässen in Ostasien entgegenzuwirken, sagt Shirara Shiokawa, Direktor der Abteilung für Reishandel des japanischen Landwirtschaftsministeriums in einem Interview gegenüber Bloomberg. Per 31 März verfügte Japan über Vorräte von 860’000 Tonnen einheimischem Reis und 1,1 Millionen Tonnen importiertem Reis. Japan führt weltweit am meisten Getreide ein.
Steigt der Preis für Reis?
Der Reispreis könnte schon bald wieder stark ansteigen, weil ungünstiges Wetter zu Ernteausfällen führt und einige Länder zwingt, mehr Reis einzuführen. Von Bangladesh bis Haiti kam es letztes Jahr in vielen Ländern zu Protesten gegen hohe Nahrungsmittelpreise, als Reisexporteure wie Vietnam und Indien aus Angst vor Nahrungsmittelknappheit Exportbeschränkungen erliessen. Im April 2008 war der Reispreis auf den Rekordstand von 25.07 US-Dollar pro 100 Pfund (45,36 Kilo) gestiegen. Weizen und Mais erreichten letztes Jahr ebenfalls neue Höchststände. «Die Regierungen Ostasien erkennen zunehmend die Bedeutung der Reislagerhaltung», bemerkt Shiokawa.
Das Projekt mit dem Namen East Asia Emergency Rice Reserve war 2002 anlässlich eines Treffens der Landwirtschaftsminister von Japan, China, Südkorea und den 10 ASEAN-Ländern angedacht worden. Im Jahr 2004 begann ein 6 Jahre dauernder Versuch. Japan hat als einziges Land einen finanziellen Betrag gespendet, insgesamt 400 Million Yen (rund 3 Millionen Euro) gemäss Shiokawa. Das Projekt eines regionalen Reisvorrats passe gut zum Vorschlag von Premierminister Yukio Hatoyama, eine Art «Ostasiatische Gemeinschaft» für wirtschaftliche Zusammenarbeit zu schaffen, führt Shiokawa weiter aus.
Jedes Land soll gemäss dem Plan einen Teil seiner Vorräte für eine regionale Reserve zur Verfügung stellen, von der jedes Mitglied im Fall einer Knappheit Reis beziehen kann. Noch ist keine definitive Entscheidung über das Vorhaben gefällt worden und Einzelheiten, z. B. wie Vorräte freigegeben werden sollen, müssen noch geregelt werden.
Noch nicht alle Fragen geklärt
China, der grösste Reisproduzent der Welt, hat im April 2009 zugestimmt 300’000 Tonnen Reis aus seinen Lagerbeständen für das Projekt zur Verfügung zu stellen und die ASEAN-Länder wollen 87’000 Tonnen liefern. Doch allein der Verbrauch der Philippinen wird für 2009⁄10 auf 14 Millionen Tonnen geschätzt. «Für die Stabilität der Versorgung und der Preise brauchen wir viel grössere Vorratsvolumen», sagt Shiokawa.
Grösstes Hindernis für das Vorhaben wird es sein, die Lagerkosten zu verteilen. «Für die Entwicklungsländer werden die Lagerhaltungskosten eine schwere Last darstellen, besonders für die südostasiatischen Länder, wo ein warmes und feuchtes Klima den Reis schnell verdirbt», sagt Nobuyuki Chino, Präsident der Tokioter Getreidehandelsfirma Unipac Grain Ltd.
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