Die japanische Filmbranche überflügelt Hollywood
Hollywood-Produktionen haben in den letzten Jahren die Gunst der japanischen Kinobesucher zunehmend an heimische Produktionen verloren. Viele Jahre lang hatten amerikanische Filme in Japan mehr als 50 Prozent Marktanteil, doch im Jahr 2006 wendete sich der Trend erstmals seit mehr als 20 Jahren. Im Jahr 2008 betrug der Vorsprung der heimischen Produktionen gegenüber Hollywood knapp 20 Prozent und auch dieses Jahr dürfte der japanische Film besser abschneiden als die amerikanische Konkurrenz. Ein Beispiel für diese Entwicklung ist der grösste Kassenerfolg dieses Jahres in Japan, der sechste Film der Harry-Potter-Serie, welcher gerade noch halb soviel einspielte wie der erste Teil. Selbst ein internationaler Grosserfolg wie «Transformers: Die Rache», der weltweit mehr als 600 Millionen Euro einspielte, ging in Japan mit Einnahmen von 16 Millionen Euro an der Kinokasse fast sang- und klanglos unter.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Kino als Fortsetzung von Fernsehserien
Noriaki Sano von Sony Pictures Entertainment Japan führt diese Entwicklung auf verschiedene Ursachen zurück. Einerseits wachse eine neue Generation heran, die nicht an westliches Kino gewöhnt sei, sagte Sano in einem Interview mit www.moviecollection.jp. Hingegen seien gerade den jungen Japanern die bekannten Fernsehserien bestens vertraut und wenn diese verfilmt würden, werde gar auf die Gewohnheiten des Fernsehpublikums Rücksicht genommen. In der ersten Stunde des Films würden die Kameraeinstellungen 1:1 wie in der Fernsehsendung beibehalten, um das Publikum nicht abzuschrecken. Erst in der zweiten Stunde kämen Einstellungen für den Kinofilm hinzu. Ausserdem würden im japanischen Fernsehen immer weniger westliche Fernsehsendungen gezeigt, was dazu führe, dass die Japaner mit westlichen Filmen nicht mehr so gut vertraut seien.
Auf der anderen Seite würden Verleiher und Medienfirmen die Faszination für westliche Filme nicht ausreichend vermitteln. An sich unterstützenswerte Produktionen würden heute lieber zugunsten von Produktionen der eigenen Mediengruppe zurückgestellt. Für ausländische Produktionen wie der Film «2012» komme erschwerend hinzu, dass sie erst teuer bekannt gemacht werden müssten. Demgegenüber verfügten einheimische Fernsehserien beim japanische Publikum bereits über einem hohen Bekanntheitsgrad. Da die japanischen Filme oft von Gesellschaften produziert werden, die zu einer grossen Mediengruppen gehören, könnten diese die Filme beispielsweise im Fernsehen bewerben, ohne dafür viel Geld in die Hand nehmen zu müssen.
Lieber selbst drehen, statt teuer komplizierte Rechte zu kaufen
Ein weiterer Schwachpunkt sei, dass Hollywoodstars meist nur 1 bis 2 Tage in Japan bleiben, um für ihren neuesten Film zu werben. Bei den heimischen Produktionen stamme das gesamte Staraufgebot aus Japan und könne den Film deshalb viel intensiver promoten. Schliesslich ortet Sano einen Grund für die Krise auch bei Hollywood selbst. Erfolgreiche Filme würden heute im Paket mit anderen Produktionen vermarktet, bei welchen der Käufer die Filme trotz hoher Gebühren in einem bestimmten Zeitraum nur eine bestimmte Anzahl Male ausstrahlen darf. Für einen Fernsehsender, der selbst über das Know-How verfüge um Filme zu produzieren, sei es somit naheliegend, die Filme gleich selbst zu drehen weil er damit die weltweiten unbeschränkten Rechte bekomme.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken