Bye bye USA
«Japaner schrecken vor dem Studium in den USA zurück» hiess eine Titelzeile in der Abendausgabe der Asahi Shimbun am 11. Dezember 2009. Während 1997 noch 47’000 Japaner in an einer amerikanischen Universität studierten ist die Zahl 2007 auf 34’000 Studenten gesunken.
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Doch gleichzeitig hat gemäss dem Erziehungsministerium die Zahl der im Ausland studierenden Japaner zugenommen. 2005 waren es 80’000. Das sind 1,3 Mal mehr als 10 Jahre zuvor. Weniger als die Hälfte davon studiert heute noch in den USA. 1995 waren es noch 75 Prozent. China ist derweil am Aufholen. 2005 studierten 19’000 Japaner in China. Das ist eine Verdoppelung der Zahl in 10 Jahren. Tendenz steigend.
Weshalb meiden die japanischen Studenten zunehmend die USA, deren Hochschulen einst ein hohes Ansehen in Japan genossen? Die Asahi Shimbun erklärte es folgendermassen: «Die Studenten, welche die Konkurrenz scheuen und in ein Land gehen wollen, wo man es locker nehmen kann, sind im Ansteigen begriffen. Eine weitere Ursache dieser Veränderung ist, dass die japanischen Studenten heute ein Interesse an verschiedenen Ländern zeigen und das Bild Amerikas als ein Land voller Vitalität in Frage stellen.»
Heute gibt es viele Alternativen
In den 1980er Jahren, als Japans Wirtschaft noch brummte, wurden die USA zum erklärten Studienziel vieler junger Studenten. Einzig die amerikanischen Hochschulen überstrahlten noch das Image der angesehenen japanischen Universitäten. Im Ausland zu studieren bedeutete dazumal in die USA zu gehen. Ein Universitätsdiplom aus einem anderen Land als den USA machte bei der Arbeitsuche in Japan nur wenig Sinn.
Schliesslich platzte Ende der 1980er Jahre die Wirtschaftsblase und mit ihr viele Illusionen. Der japanische Traum einer lebenslangen Anstellung und der unermüdliche Einsatz einer ganzen Nachkriegsgeneration hatte sich in den Augen vieler junger Japaner nicht ausgezahlt. Scheinbar traditionelle Nachkriegswerte wurden plötzlich in Frage gestellt und somit auch die Werte der Vorbildnation USA. Die neue japanische Regierung unter Yukio Hatoyama hat zudem klar gemacht, dass die Zukunft in Asien liegt.
Mit der Globalisierung ist auch bei den Japaner das Bewusstsein für Studiengelegenheiten in anderen Ländern gestiegen. Oft organisieren die jungen Japaner ihr Auslandsstudium gleich selbst. Heute ist es auch einfacher ein Studium in Japan mit einem Auslandssemester oder -jahr zu kombinieren.
Zu hohe Studiengebühren
Gerade in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sind amerikanische Universitätsgebühren über 50’000 Dollar für ein Jahr für viele schlichtweg zu teuer. Billigere Alternativen in Kanada, Australien, Asien oder Europa bieten sich hierbei regelrecht an. Gerade China als aufstrebende Wirtschaftsmacht und Nachbarnation ist für die japanischen Studenten zu einer attraktiven, preiswerten und zukunftsgerichteten Alternative geworden.
Für viele Japaner geht es heutzutage auch darum, mit einem Auslandsstudium den Horizont zu erweitern und mehr über die Welt zu erfahren. Hierfür reichen die USA als ehemaliger Nabel der Welt nicht mehr aus.
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