Spül­ge­räu­sche am stil­len Örtchen

Ein Wunder der Technologie: Eine Toilettenausstattung in Japan.
Ein Wun­der der Tech­no­lo­gie: Eine Toi­let­ten­aus­stat­tung in Japan. flickr/​indie138

Beim Benut­zen einer öffent­li­chen Toi­let­te in Japan erfüllt beim Berüh­ren der Klo­bril­le zeit­gleich ein lau­tes Spül­ge­räusch das WC. Die­ses Geräusch, das aus einem soge­nann­ten «Oto­hi­me» kommt, hängt ent­we­der an der Wand oder ist als Teil in der Toi­let­te sel­ber inte­griert und soll pein­li­che Toi­let­ten­ge­räu­sche übertönen.

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Das «Oto­hi­me», was über­setzt soviel wie «Geräusch-Prin­zes­sin» heisst, wur­de erst­mals 1988 vom Toi­let­ten-Her­stel­ler Toto pro­du­ziert. Das Gerät ermög­licht, dass Toi­let­ten­be­su­cher in aller Ruhe und ohne Rück­sicht auf selbst­ver­ur­sach­te Geräu­sche ihrem Geschäft nach­ge­hen können.

Haupt­an­stoss die­ser Erfin­dung soll eine gros­se Tro­cken­pe­ri­ode in Fuku­o­ka im Jahr 1978 gewe­sen sein, als man ver­such­te Was­ser zu spa­ren. Dabei stell­te Toto fest, dass weib­li­che Toi­let­ten­nut­zer die Ange­wohn­heit haben zwei­mal zu spü­len – um ihre kör­per­ei­ge­nen Geräu­sche zu übertönen.

«Unan­nehm­lich­kei­ten verhindern»

War­um Frau­en (und auch 36% der Män­ner) Toi­let­ten­ge­räu­sche über­spie­len wol­len, begrün­det eine 22jährige Stu­den­tin fol­gen­der­mas­sen: «Ich mache mir eher Gedan­ken dar­über, was ich den ande­ren mit mei­nen Geräu­schen für Unan­nehm­lich­kei­ten berei­te, als dar­über, dass es mir pein­lich wäre, dass die ande­ren mich hören könnten.»

Gemäss Shi­gen­ori Yama­ji, Exper­te der Toi­let­ten­kul­tur an der Osa­ka Uni­ver­si­tät, kann die «Otohime»-Kultur bis ins 19. Jahr­hun­dert zurück­ver­folgt wer­den. Die Resi­denz einer wohl­ha­ben­den Fami­lie in Yaka­ge in der Prä­fek­tur Oka­y­a­ma, die zugleich als Unter­kunft von Fürs­ten dien­te, war mit einem soge­nann­ten Oto­ke­shi-no-Tsubo (Topf zur Geräusch­seli­mi­nie­rung) ausgestattet.

Der Topf, der nun im Lager des Yaka­ge Volks­mu­se­um liegt und wohl in nächs­ter Zeit aus­ge­stellt wird, hat einen Was­ser­aus­tritt in Form eines Dra­chen­kop­fes mit geöff­ne­tem Mund. Der Topf wur­de in die Nähe der Gäs­te­toi­let­te plat­ziert und dien­te aus­schliess­lich ade­li­gen Besu­chern. Bei Benut­zung der Toi­let­te, so ver­mu­tet Yama­ji, hat ein Die­ner den Topf­de­ckel geöff­net und Was­ser durch den Dra­chen­mund flies­sen las­sen, um die Geräu­sche des Adli­gen zu übertönen

Fort­ge­schrit­te­ne WC-Technologie

Die japa­ni­schen Toi­let­ten sind heu­te klei­ne Tech­no­lo­giewun­der. So beinhal­tet eine moder­ne WC-Aus­stat­tung voll­au­to­ma­ti­sche Toi­let­ten­de­ckel und -spü­lun­gen, die sich bei Annä­he­rung von allei­ne öff­nen und beim Auf­ste­hen von allei­ne spü­len. Auch voll­au­to­ma­ti­sche Bidet-Funk­tio­nen, bei denen man die Stär­ke und Tem­pe­ra­tur des Was­ser­strahls selbst ein­stel­len kann, und beheiz­te Sitz­de­ckel dür­fen eben­so wenig fehlen.

Selbst das iPho­ne trägt die­sem Bedürf­nis Rech­nung mit einer rege benutz­ten Spül­ge­räusch-App. Auch der Spiel­zeug­her­stel­ler Taka­ra Tomy Arts hat das Poten­ti­al ent­deckt und eine por­ta­ble «Geräusch-Prin­zes­sin» ent­wi­ckelt. Seit Novem­ber wur­den 30’000 Stück davon ver­kauft. sb

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