Wenn Eltern ihre eigenen Kinder entführen
In Japan lässt sich all zwei Minuten ein Ehepaar scheiden. Konflikte im Zusammenhang mit der Scheidung von Mischehen nehmen ebenso zu.
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Im Dezember 2009 verteilte die 41-jährige Kayoko Yamada am Tokioter Bahnhof Shinjuku Handzettel mit dem Aufdruck «Mein Sohn wurde ohne mein Wissen ins Ausland verschleppt». Ihr tschechischer Ehemann hatte am 23. August mit ihrem gemeinsamen Sohn das Haus verlassen, um an der nächsten Tankstelle tanken zu gehen. Doch die beiden sind nicht mehr zurückgekehrt.
Am späten Abend informierte der Ehemann sie per SMS, dass er mit dem Sohn auf Reisen sei. Nach dieser Mitteilung wandte sich Kayoko Yamada an die Polizei. Am folgenden Morgen fuhr sie zum Flughafen, in der Hoffnung die beiden dort abfangen zu können. Vergeblich. Später informierte sie ihr Ehemann knapp am Telefon: «Wir sind in Deutschland – Frankfurt». Er legte auf, bevor sie weitere Fragen stellen konnte
Weder die Polizei, noch das Aussenministerium, noch die tschechische oder japanische Botschaft konnten Kayoko Yamada weiterhelfen, weil der Vorfall in Japan nicht als krimineller Fall behandelt werden kann.
Ähnlich ging es einem damals 40-jährigen Amerikaner, dessen japanische Ex-Frau 2008 ohne sein Wissen mit dem gemeinsamen Sohn nach Japan aufbrach. Später liess sie ihn per E-mail wissen, dass er seinen Sohn nicht mehr sehen könne und sie die gesamte elterliche Gewalt übernehme.
Nur Japan und Russland fehlen beim Haager Abkommen
Immer wieder kommt es vor, dass ein Elternteil ein Kind ohne das Wissen des Ehepartners in ihr Heimatland mitnehmen. Das japanische Aussenministerium meldete bislang 117 derartige Vorfälle zwischen Japan und Grossbritannien, Kanada, Frankreich und den Vereinigten Staaten.
Das Haager Abkommen über die zivilrechtlichen Aspekte internationaler Kindesentführung versichert die sofortige Überführung im Falle einer «Entführung» des Kindes durch ein Elternteil. Bislang sind 81 Länder dem Haager Abkommen beigetreten. Japan und Russland sind unter den Industrienationen die beiden einzigen Länder, die das Übereinkommen noch nicht unterzeichnet haben. Nun hat das Haager Abkommen Japan dazu aufgerufen das Abkommen zu unterschreiben, um in Zukunft derartige Vorfälle zu vermeiden. Erst durch die Unterzeichnung könnten entsprechende Massnahmen ergriffen werden.
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