Amerikas letzte japanische Zeitung
Die zweisprachige Zeitung «Rafu Shimpo» ist eine kleine Institution für die japanisch-amerikanische Gemeinschaft im südlichen Kalifornien. 1903 gegründet, steht sie 107 Jahre später vor dem Aus. Wie keine andere Publikation hielt sie das spannungsreiche Leben der Japan-Amerikaner fest.
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So titelte das Blatt 1926 «Weshalb hasse die Leute Japaner?», nachdem den Japanern zahlreiche Rechte wie Landbesitz und Familiennachzug verwehrt worden waren. Nach dem japanischen Angriff 1941 bekannte sich die «Rafu Shimpo» «hundertprozentig» zur Loyalität gegenüber den USA. Von 1942 bis 1946, während der Internierung der Japaner in Amerika, musste das Blatt einstweilig eingestellt werden.
Ihr Verleger, H.T. Komai war einer der ersten einflussreichen Japan-Amerikaner, der vom FBI in Gewahrsam genommen wurde. Heute ist mit Mickey Komai die dritte Generation der Familie auf dem Chefsessel.
Eine amerikanische Gemeinschaft
Heute ist die «Rafu Shimpo» in der Krise. Die Auflage liegt noch bei bescheidenen 11’000. Das ist die Hälfte der Boomzeiten in den 1980ern. 500’000 US-Dollar Schulden hat das Blatt. Das monatliche Defizit beläuft sich auf 7’000 US-Dollar. «Sollten wir uns nicht verbessern, muss jemand anders übernehmen oder wir werden schliessen. Man kann kein Verlustgeschäft weiterführen», so der 57-jährige Mickey Komai.
Während andere Publikationen von asiatischen Gemeinschaften in den USA boomen – es gibt rund 100 chinesische und koreanische Zeitungen in den USA – scheint es für die rund 400’000 ethnischen Japaner in Kalifornien keine Nachfrage mehr nach einem derartigen Blatt zu geben.
Das hat einen Grund: Rund Dreiviertel dieser Personen sind in den USA geboren und fühlen sich durch und durch amerikanisch. Der Bedarf nach speziell japanischen Inhalten ist entsprechend gering. So sind beispielsweise die letzten zwei japanisch-amerikanischen Tageszeitungen in San Francisco letztes Jahr eingestellt worden.
Die letzte Hoffnung
Die Boomzeiten der 1980er-Jahre, als die «Rafu Shimpo» vom starken Wirtschaftswachstum Japans profitierte und sich kaum vor Inserate-Anfragen retten konnten, sind längst vorbei. Der massive Überschuss aus diesen Tagen wurde bis ins Jahr 2000 aufgebraucht. Seither geht das letzte zweisprachige Blatt seinem langsamen Ende entgegen.
Eine letzte Hoffnung bleibt der «Rafu Shimpo». Die Zeitung will vom starken Interesse der japanisch-amerikanischen Gemeinschaft an den selbst organisierten Sportligen profitieren. Um diese Nachfrage zu decken, soll dieses Jahr eine Sport-Website lanciert werden, welche gegen Entrichtung einer kleinen Gebühr gelesen werden kann.
«Die ‹Rafu› wird nicht so schnell aufgeben, denn sie ist für die meisten mehr als nur eine Zeitung, sie ist ein Familienmitglied», so die ehemalige «Rafu»-Redakteurin Ellen Endo gegenüber der Los Angeles Times.
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