Ein brandneuer Geisterflughafen für Tokio

Gestern Donnerstag hat der Flughafen Ibaraki 80 km nordöstlich von Tokio den Betrieb aufgenommen. Die Ausgangslage für den neuen Flughafen ist alles andere als günstig. Weil in Japan gerne in Infrastrukturprojekte investiert wird, um die (Bau-)Wirtschaft zu stützen, ist Ibaraki bereits der 98. Flughafen Japans. Ausserdem sind die Tokioter Flughäfen Narita und Haneda weniger weit vom Stadtzentrum entfernt, viel grösser, und beide werden zurzeit erweitert.
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Kein Wunder also, dass Ibaraki erst eine tägliche Flugverbindung anzubieten hat, nämlich eine Flug der südkoreanischen Fluggesellschaft Asiana nach Seoul und zurück. Mitte April soll eine weitere Verbindung des Billigfliegers Skymark nach Kobe und zurück dazukommen. Doch selbst wenn beide Verbindungen voll besetzt sind, werden nur 600 Passagiere täglich den 22 Mia. Yen (180 Mio. Euro) teuren Flughafen nutzen.
Attraktiv für Billigflieger
Die Bau- und Betriebskosten des neuen Flughafens wurden radikal gedrückt, indem man auf sämtlichen Schnickschnack verzichtete. Weil der Flughafen als Erweiterung eines Militärflugplatzes gebaut wurde, ist er weniger stark überschuldet als viele andere japanische Flughäfen. Statt in einem 3-stöckigen Prachtbau befinden sich die Ankunfts- und Abflugterminals auf derselben Ebene. Es gibt keine teuren Fluggastbrücken und wenn es nach dem Gouverneur der Präfektur Ibaraki Masaru Hashimoto geht, werden die Fluggäste ihr Check-In-Gepäck selbst bis zum Flugzeug tragen.
Die tiefen Kosten machen Ibaraki für Billigflieger attraktiv. Die Landegebühren betragen nur etwa Zweidrittel der Landegebühren von Narita und weniger als die Hälfte derjenigen von Haneda. Ausländische Fluggesellschaften können Regionalflughäfen wie Ibaraki ohne kompliziertes bilaterales Bewilligungsverfahren anfliegen. Asiana konnte beispielsweise ihre 6 Flugverbindungen nach Haneda und Narita nicht ohne weiteres ausbauen. Ausserdem lockt Ibaraki mit Gratisparkplätzen und einer geplanten Busverbindung ins Zentrum von Tokio für 500 Yen (4 Euro).
Ob Ibaraki für Billigflieger und deren Passagiere attraktiv genug ist, wird sich jedoch erst noch weisen.
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