Japans Frauen werden immer schlanker
Statistische Erhebungen der japanischen Regierung zeigen, dass bei den Frauen aller Alterskategorien seit 1984 der Anteil der Untergewichtigen (Body-Mass-Index unter 18,5) zugenommen hat und der Anteil der Übergewichtigen (BMI über 25) gesunken ist. Am stärksten ausgeprägt ist dieser Trend bei den jungen Frauen zwischen 20 und 30 Jahren. Vor 25 Jahren waren sie doppelt so häufig zu dünn als zu dick, mittlerweile sind sie viermal so häufig untergewichtig.
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Der soziale Druck sei der Hauptgrund, weshalb Japans Frauen immer schlanker werden, sagt Hisako Watanabe von der Universität Keio in Tokio. «Japanerinnen sind überaus kritisch gegenüber anderen Frauen» sagt Watanabe, die seit 34 Jahren Frauen mit Essstörungen behandelt. «Es gibt die weit verbreitete Gewohnheit unter den Frauen, dass sie einander mit scharfem Auge beobachten, wie schlank sie sind».
Laut Experten sind die jungen Frauen als Gruppe vermutlich bereits zu schlank geworden. Eine eingeschränkte Kalorienzufuhr verlangsamt ihren Stoffwechsel, das durchschnittliche Geburtsgewicht ihrer Kinder sinkt und das Sterberisiko im Falle einer ernsten Erkrankung steigt. «Ich würde diesen Frauen empfehlen zu essen, wenn sie hungrig sind» sagte Professor Satoshi Sasaki von der Universität Tokio gegenüber der Washington Post. «Sie sollten mit einem normalen Körper zufrieden sein.»
Das kritische Auge ist überall
Im Gegensatz zu den Frauen nehmen die Männer und Kinder in Japan zu. So stark sogar, dass die Regierung Massnahmen ergriffen hat (Asienspiegel berichtete). Mediziner sind der Meinung, dass dies für Männer durchaus sinnvoll sei, für erwachsene Frauen aber gerade das verkehrte Signal sende. «Frauen in den mittleren Jahren haben die falsche Vorstellung, dass sie alle dicker werden», meint Sasaki dazu.
Forscher haben herausgefunden, dass die Japanerinnen in städtischen Gebieten deutlich schlanker sind als in ländlichen Gegenden. Ausserdem fällt das Körpergewicht der Japanerinnen im ersten Jahr an der Universität, während es beispielsweise bei den Amerikanerinnen ansteigt. «Wenn die Bevölkerungsdichte hoch ist, prüfen Frauen eifrig das Körpergewicht», erklärt Professor Watanabe diese Tatsache. «Sie wollen, dass andere dicker sind als sie selbst. Es ist ein komplizierter und ganz subtiler Wettkampf. Das kritische Auge ist überall.»
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