Nordkoreas Schulen in Japan
Porträts des geliebten Führers Kim Jong-il und dessen Vater Kim Il-sung, sowie eine Landkarte der koreanischen Halbinsel hängen an der Wand eines Schulzimmers in Tokio. Die Schüler tragen Schuluniformen wie sie in Japan üblich sind. Die Unterrichtssprache ist jedoch Koreanisch. Die Lehrerin trägt eine Chima Chogori, ein traditionelles koreanisches Kleid.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Es handelt sich hier um eine von insgesamt neun Schulen in der japanischen Hauptstadt, die von der Nordkorea nahe stehenden Organisation Chongryon, der De-Facto-Vertretung Pjongjangs, geführt wird. Die Schüler sind die Kinder von Eltern koreanischer Abstammung, die sich als Bürger Nordkoreas sehen.
Die Schulen sind ins politische und mediale Blitzlichtgewitter geraten, seit die Regierung Hatoyama den staatlichen Highschools die Schulgebühren erlassen hat. Auch Internationale Schulen und Schulen mit Lehrplänen anderer Länder können vom Programm profitieren, hiess es. Die Frage, ob die 2000 Schüler der pro-nordkoreanischen Schulen in Japan ebenfalls in den Genuss dieser Staatssubventionen kommen dürfen, hat schliesslich zu heftigen Debatten geführt (Asienspiegel berichtete).
«Chauvinistisch und bösartig»
Die Gegner argumentieren, dass es absurd sei mit staatlichen Subventionen die Ideologien eines kommunistischen Landes zu unterstützen, das Raketen über Japan schiesst, Atomwaffen testet, japanische Staatsbürger entführt und keine offiziellen diplomatischen Beziehungen mit Tokio pflegt.
In Tokio, Kyoto und Osaka protestierten die Eltern der betroffenen Schulen öffentlich gegen eine Ausschliessung. Nordkoreas Nachrichtenagentur KCNA schimpfte Japans Bildungspolitik «chauvinistisch und bösartig». Auch die Uno-Kommission zur Beseitigung der Rassendiskriminierung hatte ihre Bedenken angemeldet.
Eine politische Kontroverse
Die Regierung Hatoyama machte daraufhin einen Rückzieher und versprach jede einzelne Chongryon-Schule individuell auf die noch zu definierenden Kritierien für eine Subventionsberechtigung zu überprüfen. Das Thema bleibt weiterhin eine politische Kontroverse. So verlangte Osakas Gouverneur Toru Hashimoto von den betroffenen Schulen die Entfernung der Kim-Porträts und eine Abbruch der Beziehungen mit Nordkorea.
Chong Chang-Gil, ein Vertreter der Chongryon-Schulen, will betont haben, dass der Lehrplan sich nicht stark von dem der japanischen Highschools unterscheide. Der einzige Unterschied sei, dass die Stunden auf Koreanisch gehalten werden und die Geschichte der Halbinsel sowie die japanische Kolonialzeit intensiver unterrichtet würden. Dass auch die beiden Kims eine zentrale Rolle einnehmen, liess er unerwähnt.
Eine schwierige Enscheidung
Die Schulen der koreanischen Minderheiten sind das Ergebnis der wiederholten historischen Umbrüche im 20. Jahrhundert. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Hunderttausende von koreanischen Zwangsarbeitern und Migranten in Japan gestrandet.
Koreas Unabhängigkeit von Japan und die darauf folgende Teilung des Landes zwang die in Japan gebliebenen Koreaner sich für eine der drei möglichen Nationalitäten zu entscheiden. Rund 300’000 nahmen die japanische Staatsbürgerschaft an, 600’000 hielten Korea die Treue. Der Grossteil davon entschied sich für den südkoreanischen Pass, ein kleiner Rest sprach Nordkorea das Vertrauen aus.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Februar 2024 – Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Jahres-Abonnenten stehe ich für Fragen zur Verfügung. Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken