«Grösste administrative Aufräumaktion der Nachkriegszeit»
Am 28. April begann die zweite öffentliche Gesprächsrunde der Government Revitalization Unit statt, die zur Aufgabe hat, in der verschwenderisch ausladenden und von Korruption gebeutelten japanischen Bürokratie drastisch aufzuräumen.
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Ein schwieriges Unterfangen, das Einsatz erfordert und von Ministerpräsident Hatoyama zur Chefsache erklärt wurde. Die erneute Auflage der über vier Tage andauernden Sitzungen wurde von der Regierung angepriesen als «größte Aufräumaktion in der Verwaltung der Nachkriegszeit» und wurde im Internet live übertragen.
Dieses Mal standen rund 151 halbstaatliche Agenturen und regierungsnahe Firmen zur Diskussion, die bezüglich unnötiger Geldausgaben und obsoleter Projekte untersucht wurden.
Erst Lösung, nun Problem
Ursprünglich galten jedoch genau diese Körperschaften als Lösung des Problems, denn in den 1990er-Jahren versuchte die damalige LDP-Regierung durch die Auslagerung von Aufgaben der Administration auf unabhängige Arbeitsgruppen den aufgeblasenen Verwaltungsapparat abzuspecken.
Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass sich die Arbeitsgruppen gar nicht oder nur schwer selbst finanzieren konnten, wodurch Zuschüsse aus den Staatskassen weiterhin notwendig blieben. Darüber hinaus standen der Korruption durch den sich entwickelnden Tauschhandel von Geldern, Aufträgen und Projekten zwischen den Körperschaften und der Bürokratie bis heute alle Türen offen.
Erfolgreiche Bemühungen?
Bei dem aktuellen Treffen der Government Revitalization Unit scheinen sich die Bemühungen der Beteiligten jedoch wieder als lohnenswert zu erweisen, denn 42 Projekte konnten als unnötig klassifiziert und 350 Milliarden Yen (3 Mia. Euro) in die Staatskasse zurückgerufen werden.
Yukio Edano, Leiter der Verwaltungsrevitalisierungsgruppe, war laut der Asahi Shimbun in einer anschliessenden Pressekonferenz hoch erfreut über den hohen Geldbetrag und der Möglichkeit diese zusätzlichen Finanzmittel in den nächstjährigen Haushalt einbringen zu können.
Ob die frohen Hoffnungen von Edano zukünftig bestätigt werden, bleibt allerdings weiterhin offen. In den betroffenen Abteilungen wird nämlich nur wenig Kooperationsbereitschaft gezeigt. So kommentierten beispielsweise Vertreter des Ministeriums für Land, Infrastruktur und Transport gegenüber der Asahi Shimbun, dass das Geld nicht einfach ohne existierendes Regelwerk zurückgezahlt werden könne und dass erst entsprechende Gesetze geschaffen werden müssten.
Keine rechtliche Absicherung
Dies verdeutlicht gleichzeitig das größte Problem der Government Revitalization Unit, denn die Arbeit des Gremiums ist rechtlich nicht abgesichert und lässt daher allen Beteiligten bei der Umsetzung der Ergebnisse grosszügigen Spielraum.
Verwaltungsreformen brauchen zudem erfahrungsgemäss Zeit, über die Hatoyamas Kabinett eventuell nicht mehr verfügt. Die Umfragewerte des japanischen Ministerpräsidenten fallen stetig in den Keller (Asienspiegel berichtete) und die nächste öffentliche Sitzung des Gremiums findet erst Ende Mai statt.
Bis dann ist auch die selbst auferlegte Deadline des Staatsoberhaupts zur Lösung der Umzugsproblematik des US-Militärstützpunkts auf Okinawa fällig. Ein Stimmungsumschwung durch eine erfolgreiche Aufräumaktionen in der Verwaltung könnte daher für Hatoyama zu spät kommen. ad.
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