«Ohne USA hat Japan kein Ass im Ärmel»
Lee Kuan Yew ist der Gründervater Singapurs. Von 1965 bis 1990 verwandelte Lee den Stadtstaat zwischen Malaysia und Indonesien von einem Entwicklungsland zu einer asiatischen Wirtschaftsmacht. Gleichzeitig gelang es ihm den sozialen Frieden des Vielvölkerstaates zu erhalten.
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Sein ältester Sohn, der 58-jährige Lee Hsien Loong, ist seit 2004 Premierminister. Der 86-jährige Lee Kuan Yew ist auch 20 Jahre nach seinem offiziellen Rücktritt eine einflussreiche Stimme in der Politik Singapurs geblieben.
Annäherung an China
In einem Interview mit der Asahi Shimbun nahm Lee Stellung zu den aktuellen Problemen Japans und scheute sich dabei auch nicht vor Kritik. So hält er Premierminister Hatoyamas politische Annäherung an China für falsch.
Die Gründung einer Ostasiatischen Gemeinschaft, wie sie der aktuellen Regierung in Tokio vorschwebt, könnte nach Meinung Lee Kuan Yews dramatische Folgen für Japans politischen Handlungsspielraum haben.
Status quo als beste Option
Für Singapur sei das amerikanisch-japanische Sicherheitsabkommen ein unerlässlicher «Stabilisator» für die ganze Region. «Japan alleine kann das chinesische Übergewicht nicht aufwiegen. Das Land ist dafür schlicht zu klein. Wenn Tokio aber weiter hinter den USA steht, bleibt ein Verhandlungsspielraum gegenüber China. Ohne die Unterstützung Amerikas, hat Japan kein Ass im Ärmel», meint Lee skeptisch. «Die beste Option für Japan ist im Moment der Status quo. Japan sollte sich nicht öffentlich zwischen den USA und China entscheiden. Auch für Singapur verhält es sich so.»
Denn für Lee hat die Post-Amerikanische Zeit noch lange nicht begonnen. Noch sei der Vorsprung der USA gegenüber China hinsichtlich militärischer und ziviler Technologie sowie des Pro-Kopf-Einkommens zu gross. Die USA seien zudem für talentierte Köpfe immer noch das attraktivere Ziel als China. Lee rechnet damit, dass sich die Lücke zwischen den beiden Grossmächten erst in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts schliessen wird.
Die USA und Okinawa
Deshalb rät er der Hatoyama-Regierung sich gerade bei der Frage um die Verlegung des US-Stützpunktes Futenma auf Okinawa (Asienspiegel berichtete) nicht quer zu stellen. Denn ein vollständiger Abzug der amerikanischen Truppen, würde eine Schwächung Japans gegenüber Chinas bedeuten: «Die Regierung Hatoyama muss sich daher die Frage stellen, was wichtiger ist: Die Sicherheit Japans oder die Annehmlichkeiten Okinawas.»
Eine konkrete Lösung des Futenma-Problems wäre nach Ansicht Lees die Verlegung der US-Stützpunkt auf die Hauptinsel Honshu oder die Nordinsel Hokkaido: «Die nationale Sicherheit und das politisch Gleichgewicht in Asien wären damit immer noch gegeben.» Er verstehe denn auch die unangenehme Bürde Okinawas die Hauptlast der US-Präsenz in Japan tragen zu müssen.
«Japans Führung ist alt geworden»
Angesprochen auf die gesellschaftlichen und innenpolitischen Probleme Japans, meint Lee, dass Tokio den Generationswechsel verpasst hat. Die sei mit ein Grund für zwei verlorene Dekaden: «Japans Führung ist alt geworden und ihre Ideen ebenfalls. Sie haben die jüngeren Japaner nicht an die Macht gelassen, obwohl diese mehr von der heutigen Welt verstehen.»
Zum Problem der alternden Gesellschaft gibt es für Lee nur eine Lösung: Eine offene Immigrationspolitik. «Ausschliesslich Ausländer mit japanischen Vorfahren oder philippinische Krankenschwestern mit Japanischkenntnissen ins Land zu lassen, ist eine sehr radikale Immigrationspolitik, gerade wenn man sich die jetzige Situation Japans mit dem akuten Problem der Überalterung vor Augen führt.»
«Sklavin ihrer Ehemänner»
Es sei denn auch abwegig zu glauben, dass die japanischen Frauen künftig wieder mehr Kinder gebären. Diese machen heute Karriere und geniessen ihr Leben als Single. Viele japanische Frauen heiraten heute Ausländer, weil sie nicht die «Sklavinnen ihrer Ehemänner und Schwiegereltern» sein wollen. Daher sei eine offene Immigration viel einfacher, um das Problem der alternden Gesellschaft zu lösen. ja.
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