Einkaufen, was das Zeug hält
Seit Juli 2010 sind die Visumsbedingungen für chinesische Individualtouristen massiv gelockert worden (Asienspiegel berichtete). Die Massnahme zeigt Wirkung. Bereits jetzt vermeldet die japanische Regierung eine starke Zunahmen an Reisenden aus dem Reich der Mitte. Zwischen dem 1. und 23. Juli wurden 5386 Individualvisa für Chinesen ausgestellt. Das sind laut Aussenministerium 5-Mal mehr als noch im Jahr zuvor.
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Laut der Yomiuri Shimbun dauert das Verfahren für die Ausstellung des Visums mehrere Wochen. Es sei daher anzunehmen, dass in den nächsten Monaten die Zahl noch weiter ansteigen werde. Der grosse Ansturm wird aber erst für Anfang Oktober erwartet. Dann wird China während 7 Feiertagen die Gründung der Volksrepublik feiern.
Vom Disneyland zum Fuji
Die chinesischen Touristen bewegen sich in Japan zumeist auf der sogenannten «Goldenen Route». Diese 1-wöchige Reise beginnt in Tokio und führt per Bus in die Städte Kyoto und Osaka, von wo aus der Rückflug in China in Angriff genommen wird. Gemäss dem Reiseveranstalter Beijing Xinhua International Tours belaufen sich die Reisekosten auf durchschnittlich 80’000 Yen (705 Euro).
Besucht werden dabei im Schnelldurchlauf Touristenattraktionen wie das Tokio Disneyland, das Technologie- und Spiele-Mekka Akihabara, das Tokioter Einkaufsquartier Ginza, der Erholungsort Hakone oder heisse Quellen am Fusse des Fujis.
Gewinn für Kaufhäuser und Hotels
Entsprechend wappnet sich die Hotelindustrie für die chinesischen Touristen. Die weit verbreiteten preiswerten Business-Hotels stellen vermehrt von Einbett- auf Zweibettzimmer um. So sollen chinesischen Familien und Paare angelockt werden.
Shopping bleibt jedoch weiterhin das beliebteste Vergnügen der Chinesen. Die kriselnden japanischen Einkaufshäuser (Asienspiegel berichtete) versprechen sich viel davon. Das traditionsreiche Kaufhaus Takashimaya im Tokioter Viertel Nihonbashi hat bereits 8 chinesische Dolmetscher angestellt.
«Einige chinesische Kunden kaufen Kosmetik im Wert von mehreren tausend Euro ein», berichtet der Pressesprecher des Tokioter Kaufhauses Matsuya der Yomiuri Shimbun. Besonders teure Markenartikel seien extrem begehrt.
Wo bleibt die Kultur?
Kritiker bemängeln dabei, dass viele Chinesen lediglich Shopping im Sinn hätten und nur wenig von den wahren kulturellen Attraktionen Japans sehen würden. Zudem würden viele bei den Reisekosten selbst sehr sparsam sein, um beim Einkaufen richtig zuschlagen zu können.
«Die organisierte Reise muss für die Chinesen möglichst im Tiefpreissegment liegen. Entsprechend schlecht ist die Qualität des Hotels und des Essens», erklärt Professor Masaru Suzuki von der Universität J.F. Oberlin gegenüber der Yomiuri Shimbun.
Sorge um die Qualität
Suzuki bemängelt weiter, dass ausschliesslich chinesische Reisbüros die Touren organisieren, die sich kaum um die Qualität der Unterkünfte kümmern würden. Aus diesem Grund bemüht sich die japanische Regierung in Peking seit kurzem darum, dass auch japanische Reisebüros chinesischen Touristen durch Japan führen können. So könne die Qualität der Touren besser kontrolliert werden. ja.
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