Was der Niedergang von HMV bedeutet
Nach 20 Jahren hat die britische Musikladenkette HMV sein Flagschiff-Geschäft im angesagten Tokioter Viertel Shibuya diese Woche geschlossen. HMV leidet wie alle anderen CD-Geschäfte unter sinkenden Einnahmen (Asienspiegel berichtete). Die CD-Verkäufe in Japan sind im Vergleich zu den besten Zeiten um 60 Prozent geschrumpft, schreibt die Yomiuri Shimbun.
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Zwar bleibt die britische Musikkette weiterhin mit 45 Läden in Japan präsent. Dennoch ist mit der Schliessung von HMV Shibuya das Ende eine Ära eingeläutet worden. Der grosse HMV-Laden in Shibuya war der erste des britischen Unternehmens in Japan.
In den 1990er-Jahren lief das Geschäft gar so gut, dass HMV 1998 in ein Ladenlokal mit 1400 Quadratmetern Fläche umziehen musste. Sängerin Utada Hikaru, die erst gerade eine Auszeit aus dem Musikgeschäft angekündigt hat, wurde 1999 mit ihrem millionenfach verkauften Album First Love zum Symbol dieses Booms.
Die Bühne für die Stars
Zum Markenzeichen von HMV Shibuya wurde die Bühne vor dem Laden, die zahlreichen Bands erste Gehversuche vor einem grossen Publikum ermöglichte. Musiker wie Pizzicato Five oder Kenji Ozawa feierten hier ihr Debüt.
Die HMV-Bühne wurde zum Ausghängeschild des Musikgenres Shibuya-Kei, ein Mix aus Jazz, Pop und Elektropop. «HMV förderte damit einen Musikstil, der einen neuen Blickwinkel einnahm. Die Ladenkette war damit einflussreicher als die Radio-Sender», erklärt der japanische DJ Yasuhiko Akasaka der Yomiuri Shimbun.
Der langsame Niedergang
Mit dem neuen Jahrtausend schlug die Krise in der Musikbranche ein. Die Musik wurde digitalisiert und übers Internet heruntergeladen. Der Computerhersteller Apple wurde mit dem iPod und dem Online-Shop iTunes zur neuen Konkurrenz für die CD-Läden. 2007 kam HMV Japan erstmals in finanzielle Schwierigkeiten. Eine Investmentfirma übernahm das japanische Tochterunternehmen vom britischen Mutterhaus.
Bereits im Juni wurde der andere Prestigeladen im renommierten Einkaufsviertel Ginza geschlossen. Noch 2008 besass HMV 67 Ableger in Japan. Heute sind es noch 45. Virgin Megastore, ein direkter Konkurrent, hat bereits 2009 den japanischen Markt verlassen. Laut der Yomiuri Shimbun hat Shinseido, eine japanische CD-Verkaufskette, dieses Jahr 1,2 Milliarden Yen Verlust geschrieben.
Noch haben die japanischen Musikgeschäfte, wie überall auf der Welt, kein nachhaltiges Rezept zum Überleben gefunden. Die Schliessung von HMV Shibuya war das deutlichste Alarmzeichen für die Branche in Japan. ja.
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