Viel Lärm um eine kleine Inselgruppe
Die Japaner nennen sie Senkaku, die Chinesen Diaoyu. Es ist eine kleine unbewohnte Inselgruppe südlich von Okinawa, die Japan verwaltet und auf die China wie auch Taiwan seit Jahrzehnten Anspruch erheben. Entsprechend kam es in den letzten Jahren rund um die Inseln immer wieder zu kleineren Provokationen zwischen den beiden Nationen.
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Am 6. September 2010 kollidierten 2 Schiffe der japanischen Küstenwache mit einem chinesischen Fischerboot, als die Küstenwache das Boot nahe einer umstrittenen Insel anhalten wollte. Der Kapitän des Fischerboots wurde in Okinawa befragt und in Untersuchungshaft gesteckt. 24 Stunden später zitierte Peking den japanischen Botschafter für eine Erklärung ins chinesische Aussenministerium.
Absichtliche Kollision?
«Wir fordern, dass sich die japanischen Patrouillenboote in den Gewässern der Diayou-Inseln zurückhalten», erklärte die chinesische Regierungssprecherin Jian Yu laut der Nachrichtenagentur Xinhua. Japans Vorgehen sei «absurd, illegal und ungültig». «Wir halten die Situation im Auge und behalten uns vor gegebenenfalls Massnahmen zu ergreifen», machte sie klar.
Laut chinesischen Angaben rammten die Patrouillenboote der Küstenwache das Fischerboots. Die japanischen Behörden vermuten jedoch, dass sich der chinesische Kapitän der Kontrolle entziehen wollte, indem er sein Boot absichtlich gegen die verfolgenden Patrouillenboote steuerte. In den letzten Wochen sind aus saisonalen Gründen offenbar besonders viele chinesische Fischerboote in den Gewässern um die Inselgruppe gesichtet worden.
Erdöl- und Gasreserven
Zwischen 1945 und 1972 unterlagen die Senkaku-Inseln der Militärverwaltung der USA, die zu jener Zeit Okinawa besetzt hielten. Mit der formellen Rückgabe Okinawas wurden auch die Senkaku-Inseln zu japanischem Territorium.
Zeitgleich erhob China plötzlich seinen Anspruch auf das winzige Territorium. Mit ein Grund dafür war die Entdeckung von Erdöl- und Gasreserven rund um die Inselgruppe. Auch Taiwan erhebt Anspruch auf die nahe gelegenen Inseln. Bereits in den 1970er-Jahren besetzten taiwanische Aktivisten den Archipel.
Befriedigung nationalistischer Ansprüche
Für Peking ist der Gebietsanspruch ein politischer Balanceakt. Einerseits werden mit solchen Forderungen nationalistische Ansprüche befriedigt, andrerseits werden damit die guten Wirtschaftsbeziehungen zu Japan belastet. «Bei diesem Thema kann es sich die chinesische Regierung nicht erlauben, nachzugeben», erklärt der Politologe Zeng Jianhong gegenüber der New York Times die politisch sensible Angelegenheit. «Gleichzeitig will China deswegen nicht einen Konflikt mit Japan anzetteln.»
In den letzten Jahren schwang das Pendel eher in Richtung Entspannung. Peking schob das Thema auf die lange Bank und begann Internetforen zur Inselgruppe zu zensurieren. Gestern jedoch erlaubte die chinesische Regierung einen kleinen Protest vor der chinesischen Botschaft.
Japan spielt die Sache herunter
Japan versucht derweil kein weiteres Öl ins Feuer zu giessen. «Wir werden in dieser Angelegenheit in Übereinstimmung mit den Gesetzen handeln», sagte Kabinettschef Yoshito Sengoku. Es sei wichtig, dass Japan deswegen nicht übertrieben reagiert. ja/peb.
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