Chinas Wut, Japans Angst
In China ist es in den letzten Tagen in verschiedenen Städten in Zusammenhang mit dem Territorialstreit um die Senkaku-Inselgruppe (Asienspiegel berichtete) wiederholt zu anti-japanischen Protesten gekommen. Japanische Autos und Elektronikläden wurden zum Ziel von chinesischen Demonstranten. Auffällig viele junge Studenten beteiligten sich an den Protesten.
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Über Internetforen organisiert, breiteten sich die Ausschreitungen innert kurzer Zeit in rund 24 Städten aus. Wie Hongkonger Medien berichten, hege besonders die junge Generation anti-japanische Gefühle. Die von Jiang Zeming in den 1990er-Jahren propagierte «patriotische Erziehung» habe zu dieser Entwicklung beigetragen.
«Ich habe in den Medien gelesen, dass der chinesischen Botschaft in Japan Gewehrkugeln per Post zugesandt wurde. Jetzt will ich meinem Ärger Luft machen», erklärt ein chinesischer Demonstrant der Asahi Shimbun.
Die Reaktion der Regierung
Obwohl sich die Regierung in Peking zunächst zurückhaltend verhielt, versuchte sie in der Folge die Ausschreitungen unter Kontrolle zu bekommen. Einige der grösseren Universitäten wurden geschlossen, Internetforen zensiert und gegen Studenten ein Ausgehverbot erlassen. Die Medien wurden zudem angehalten, die Proteste weitgehend zu ignorieren.
Peking weiss nur zu gut, dass nationalistische Demonstrationen zum Boomerang werden können. «Hinter den anti-japanischen Ausschreitungen versteckt sich auch eine Unzufriedenheit gegenüber der chinesischen Regierung. So haben viele junge Studienabgänger Mühe einen Job zu finden. Die wirtschaftliche Kluft zwischen arm und reich wird grösser», erklärt eine anonyme Quelle der chinesischen Regierung der Asahi Shimbun.
Baldiges Treffen
Pekings Versuch die Emotionen um die Senkaku-Inselgruppe wieder zu beruhigen, hat noch weitere Gründe. Die Konfrontation mit Japan und die Reaktion auf die Verleihung des Friedensnobelpreises an den inhaftierten Aktivisten Liu Xiaobo (Asienspiegel berichtete) hat in den letzten Wochen viel internationale Kritik eingebracht.
Ausserdem steht Ende Monat in Hanoi ein Treffen zwischen dem chinesischen Premier Wen Jiabao und dem japanischen Amtskollegen Naoto Kan an. Präsident Hu Jinato wird voraussichtlich im November nach Japan reisen. Bis dahin sollen sich die Gemüter wieder beruhigt haben.
Die Angst Japans
Japan versucht derweil ebenfalls die Wogen zu glätten. Denn auch in den japanischen Medien zeigt sich eine zunehmende Unsicherheit um Chinas neues Selbstvertrauen. Populistische Stimmen fordern öffentlich ein härteres Vorgehen gegen Peking. Die Angst, dass nach Senkaku Okinawa zum Ziel Pekings werden könnte, wird in Talksendungen geschürt.
In Naha, der Hauptstadt der Präfektur Okinawa, wird auf Plakaten öffentlich zu Protesten gegen Chinas Vorgehen aufgerufen. Literatur zum chinesischen Machtanspruch auf die Inselgruppen zwischen Taiwan und den japanischen Hauptinseln liegt in den vordersten Regalen der Buchhandlungen auf.
Premier Kan drückte derweil der chinesischen Regierung sein Missfallen aus und erklärte seine Sorge um die Sicherheit japanischer Bürger und Unternehmen in China. Es sei nun wichtig die Angelegenheit ruhig zu besprechen. Eine Absage der Gipfeltreffen komme auf keinen Fall in Frage. ja.
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