Grab­schen ohne recht­li­che Folgen

Ein Tummelfeld für Grabscher: Ein voller Zug.
Ein Tum­mel­feld für Grab­scher: Ein vol­ler Zug. flickr/​amirijina

Rund 9 von 10 Frau­en, die in japa­ni­schen Zügen Opfer von sexu­el­ler Beläs­ti­gung wer­den, erstat­ten kei­ne Anzei­ge. Dies ergab eine Online-Umfra­ge unter 3256 Pend­lern, die die Natio­na­le Poli­zei­be­hör­de in den Gross­städ­ten Tokio, Osa­ka und Nago­ya durch­ge­führt hat.

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Rund 30 Pro­zent der Betrof­fe­nen, die nach der Beläs­ti­gung nichts den Behör­den mel­de­ten – in der aktu­el­len Umfra­ge 271 Per­so­nen – erklär­ten, dass eine Anzei­ge bei der Poli­zei «zu müh­se­lig» sei. Für wei­te­re 26 Pro­zent sei der Schritt zur Poli­zei schlicht­weg «zu zeitaufwändig».

Aus­ser­dem flüch­te­te ein Gross­teil der Betrof­fe­nen vom Tat­ort ohne irgend­ein Wort dar­über zu ver­lie­ren, weil sie «vor Angst nichts sagen konn­ten» oder sich «vor den Kon­se­quen­zen fürch­te­ten». Laut aktu­el­ler Straf­ver­ord­nung droht den Grab­schern in Japan eine Geld­stra­fe von 500’000 Yen (5’500 Dol­lar) oder bis zu 10 Jah­ren Gefängnis.

Kame­ras zur Sicherheit

Rund 80 Pro­zent aller Befrag­ten befür­wor­ten mehr Poli­zei­pa­trouil­le in den Zügen und Bahn­hö­fen, um eine Anzei­ge­er­stat­tung zu erleich­tern. Zudem hal­ten sie Sicher­heits­ka­me­ras für ein adäqua­tes Mit­tel gegen Grabscher.

In einem Pilot­pro­jekt hat die East Japan Rail­way, die einen Gross­teil ihrer Bahn im Raum Tokio unter­hält, bereits Kame­ras an Wagen­de­cken mon­tiert. Ande­re Zug­un­ter­neh­men wol­len fol­gen (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Die Angst der Männer

Nicht nur die Frau­en, son­dern auch viel Män­ner fürch­ten sich auf eine ande­re Art vor dem Pro­blem. So gaben 60 Pro­zent der männ­li­chen Befrag­ten an, Angst zu haben eines Tages fälsch­li­cher­wei­se als Grab­scher ver­wech­selt zu werden.

Für die Jus­tiz hat sich das «Chikan»-Phänomen als ein recht­li­ches Minen­feld ent­puppt. Die Beweis­la­ge ist jeweils äus­serst dünn. So hat­te ein loka­les Gericht einen 63-jäh­ri­gen Pro­fes­sor wegen Begrab­schens einer jun­gen Frau wäh­rend den Pen­del­zei­ten, zu 22 Mona­ten Haft ver­ur­teilt. Das Obers­te Gericht muss­te den Pro­fes­sor aber wie­der frei­spre­chen, da sich die Vor­in­stanz nur auf die Zeu­gen­aus­sa­ge des angeb­li­chen Opfers beru­fen konnte.

Unschul­di­ge Opfer

Der Film «I Just didn’t do it» (jap. «Sore demo boku wa yat­tenai») aus dem Jahr 2007 hat sich der recht­li­chen Pro­ble­ma­tik des «Chikan»-Phänomens ange­nom­men. Regis­seur Masayu­ki Suo («Shall we dance») dreh­te dabei den Spiess um und por­trä­tier­te einen zu Unrecht wegen Grab­schens beschul­dig­ten Mann. Auch sol­che Fäl­le häu­fen sich in der Realität.

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