Aufgeblasene Kunst
Jedes Jahr am amerikanischen Erntedankfest veranstaltet das renommierte New Yorker Kaufhaus Macy’s eine Parade durch die Strassen von New York. «Macy’s Thanksgiving Day Parade» heisst die Festumzug, der stets von rund 250’000 Zuschauern vor Ort und noch viel mehr Menschen am Fernsehen begleitet wird. Ein Merkmal dieser Parade sind die aufgeblasenen Riesenfiguren, die in den Lüften ragend, durch die Strassenschluchten gezogen werden. Dieses Jahr beehrte der japanische Popart-Künstler Takashi Murakami die Macy’s Parade mit einem eigenwilligen Beitrag.
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Hierfür liess der millionenschwere Ausstellungskünstler, der auch als Designer für Louis Vuitton oder den Musiker Kanye West tätig war, seine zwei Kunstfiguren Kaikai und Kiki in Form von 10 Metern hohen Riesenballonen durch die Strassen von New York schweben. Bevor Kaikai, eine kindlicher Charakter mit Hasenkostüm und Kiki, ein verschmitzte Figur mit 3 Augen, zur Parade gelassen wurden, liess es sich Takeshi Murakami jedoch nicht nehmen, den beiden in einer shintoistischer Zeremonie Reinheit und Glück zu wünschen.
Die Hilfe der Feng-Shui-Meister
Einzig das trübe Wetter bereitete dem japanischen Künstler etwas Sorgen. «Ich habe auf Sonnenschein gehofft», sagte Murakami der New York Times: «Jetzt sieht es aber nach Regen aus. Doch ich habe mit einem Feng-Shui-Meister in Taiwan gesprochen. Er wird sich darum kümmern.»
Macy’s hat 2005 damit begonnen, namhafte Künstler für ihre Parade einzuladen, um sich Kunstfiguren fertigen zu lassen. So haben in den letzten Jahren auch aufgeblasene Figuren von Jeff Koons oder des verstorbenen Popkünstlers Keith Haring die Macy’s Parade beehrt. Das Engagement von Takashi Murakami ist laut dem Kaufhaus die Erfüllung eines Traums.
Die Parade im Hinterkopf
Obwohl die Parade ein Spiegel der amerikanischen Kultur sei, gäbe es durchaus auch Raum für hohe Kunst, so die Organisatoren gegenüber der New York Times. Erstmals hätten die Organisatoren Murakami 2008 angefragt, eine seiner Anime-Charaktere für die Parade bereit zu stellen.
Das Interesse sei stets da gewesen. Denn Murakami liebt es, seinen Charakteren in eine besondere Umgebung zu stecken. So stellt er zurzeit einen Teil seiner farbverrückten Werke auch in den Palasträumen von Versailles aus (Asienspiegel berichtete). Doch die Zeit für Macy’s fand Murakami erst in diesem Jahr.
Murakami im Blumenkostüm
Für die Ausarbeitung der aufblasbaren Figuren ist jeweils ein von Macy’s engagiertes Kunstatelier aus dem Bundesstaat New Jersey zuständig. Gerade die Herstellung von Murakamis Figuren mit ihren grossen Köpfen und den feinen Gliedmassen sei eine grosse Herausforderung gewesen, so John Piper vom zuständigen Kunstatelier. Die luftigen Kunstwerke sind schliesslich in enger Zusammenarbeit mit Takashi Murakami entstanden. Zu Gesicht bekam der japanische Künstler die vollendeten Figuren erst 2 Tage vor der Parade.
Murakami selbst war entzückt. Die Parade besuchte er in einem grünfarbenen Blumenkostüm. Auch den Zuschauern gefielen die unamerikanischen Kunstfiguren, auch wenn einige die beiden mit Pokemon-Figuren verwechselten. Am Ende spielte selbst das Wetter mit, so dass die aufgeblasenen Kiki und Kakai die Parade schadlos überstanden.
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