Im Krieg gegen Feind und Vorurteile

Für ihre Heimat im Einsatz: Das 442. Infanterie-Regiment 1944 in Frankreich.
Für ihre Hei­mat im Ein­satz: Das 442. Infan­te­rie-Regi­ment 1944 in Frank­reich. public domain/​wikimedia

Als die USA im Dezem­ber 1941 den Krieg gegen Japan und Deutsch­land erklär­ten, wur­den über 115’000 Men­schen japa­ni­schen Ursprungs, die an der Pazi­fik­küs­te leb­ten, in Inter­nie­rungs­camps ins Lan­des­in­ne­re ver­legt. Sie gal­ten für die Zeit des Krie­ges als Staats­fein­de, obwohl über 60 Pro­zent von ihnen den ame­ri­ka­ni­schen Pass besas­sen und seit Gene­ra­tio­nen in den USA gelebt hatten.

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Trotz die­ser Dis­kri­mi­nie­rung ent­stand im Febru­ar 1943 das 442. Infan­te­rie-Regi­ment von 4000 Sol­da­ten, das fast aus­schliess­lich aus Japan-Ame­ri­ka­nern bestand. Rund 3000 von ihnen stamm­ten aus Hawaii, der Rest wur­de aus Frei­wil­li­gen, die in den Inter­nie­rungs­camps waren, zusam­men­ge­setzt. In Hawaii, wo fast ein Vier­tel der Bevöl­ke­rung japa­ni­schen Ursprung war, wur­de auf dras­ti­sche Mass­nah­men wie an der Pazi­fik­küs­te verzichtet.

Tru­mans Lob

Das 442. Infan­te­rie-Regi­ment wur­de schliess­lich an die Front nach Euro­pa ent­sandt, wo sie in Ita­li­en, Süd­frank­reich und Deutsch­land kämpf­te. Sie befrei­ten die fran­zö­si­sche Stadt Bruye­res und ret­te­te eine Grup­pe von 275 texa­ni­schen Sol­da­ten aus der Umkrei­sung der Deutschen.

Mit 21 Tap­fer­keits­me­dail­len wur­de es zum meist aus­ge­zeich­ne­ten Regi­ment der US-Mili­tär­ge­schich­te. «Ihr habt nicht nur den Feind bekämpft, son­dern auch Vor­ur­tei­le. Und ihr habt obsiegt», lob­te US-Prä­si­dent Har­ry Tru­man mit einem offi­zi­el­len Emp­fang das 442. Regi­ment nach dem Krieg.

Suzu­kis Mission

Der 58-jäh­ri­ge Japa­ner Juni­chi Suzu­ki hat dar­aus den Doku­men­tar­film 442 – Live With Honor, Die With Digni­ty (442 – Lebe in Ehre, stirb in Wür­de) gedreht und dafür 50 Vete­ra­nen des Regi­ments, die heu­te alle zwi­schen 80 und 90 Jah­re alt sind, inter­viewt. Der Doku­men­tar­film kommt in die­sen Tagen in die japa­ni­schen Kinos.

Juni­chi Suzu­ki, der an der renom­mier­ten Uni­ver­si­tät Tokio stu­diert hat­te, und in den frü­hen 1980er-Jah­ren zahl­rei­che Soft­por­nos dreh­te, erfuhr von der Geschich­te des Regi­ments, als er mit sei­ner Frau in die USA gezo­gen war. Nach­dem er sich mit eini­gen Vete­ra­nen ange­freun­det hat­te, ent­schloss er sich das Pro­jekt anzugehen.

Der Schmerz jener Tage

Dass aus­ge­rech­net ein Japa­ner einen Doku­men­tar­film über die Nis­ei – die zwei­te Gene­ra­ti­on aus­ge­wan­der­ter Japa­ner – im Zwei­ten Welt­krieg erar­bei­te­te, hält Suzu­ki für einen Vor­teil. «Hät­te ein Nis­ei den Film gemacht, wäre die Geschich­te wohl ver­klärt wor­den», meint der Regis­seur im Gespräch mit der Mai­ni­chi Shim­bun. Er hin­ge­gen habe eine objek­ti­ve­re Sicht­wei­se ein­neh­men können.

Tat­säch­lich ist es Suzu­ki gelun­gen aus 442 – Live With Honor, Die With Digni­ty kein heroi­sches Mär­chen zu machen. Ent­stan­den ist ein Por­trät von Vete­ra­nen, die noch heu­te den Schmerz jener ver­lust­rei­chen Tage in sich tra­gen. So ver­bie­tet sich ein ehe­ma­li­ger Sol­dat des 442. Infan­te­rie-Regi­ments als Held bezeich­net zu wer­den, dafür habe er zu vie­le Men­schen getötet.

Ein Ver­mächt­nis für die Nachwelt

Suzu­ki woll­te in sei­nem Doku­men­tar­film den inne­ren Kon­flikt der Vete­ra­nen aus­leuch­ten: «Ich glau­be die japa­nisch-ame­ri­ka­ni­schen Sol­da­ten muss­ten vie­le inne­re Wider­sprü­che erlebt haben.» Gera­de in einer sol­chen Situa­ti­on wer­de die Bedeu­tung der Nati­on aus der Sicht eines Indi­vi­du­ums hin­ter­fragt. Mit 442 habe Suzu­ki vor allem ein Ver­mächt­nis für die Nach­welt schaf­fen wol­len. «Es ist von gros­ser Bedeu­tung, dass die Vete­ra­nen, die alle im hohen Alter sind, Zeug­nis able­gen konn­ten.» ja.

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