Im Krieg gegen Feind und Vorurteile
Als die USA im Dezember 1941 den Krieg gegen Japan und Deutschland erklärten, wurden über 115’000 Menschen japanischen Ursprungs, die an der Pazifikküste lebten, in Internierungscamps ins Landesinnere verlegt. Sie galten für die Zeit des Krieges als Staatsfeinde, obwohl über 60 Prozent von ihnen den amerikanischen Pass besassen und seit Generationen in den USA gelebt hatten.
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Trotz dieser Diskriminierung entstand im Februar 1943 das 442. Infanterie-Regiment von 4000 Soldaten, das fast ausschliesslich aus Japan-Amerikanern bestand. Rund 3000 von ihnen stammten aus Hawaii, der Rest wurde aus Freiwilligen, die in den Internierungscamps waren, zusammengesetzt. In Hawaii, wo fast ein Viertel der Bevölkerung japanischen Ursprung war, wurde auf drastische Massnahmen wie an der Pazifikküste verzichtet.
Trumans Lob
Das 442. Infanterie-Regiment wurde schliesslich an die Front nach Europa entsandt, wo sie in Italien, Südfrankreich und Deutschland kämpfte. Sie befreiten die französische Stadt Bruyeres und rettete eine Gruppe von 275 texanischen Soldaten aus der Umkreisung der Deutschen.
Mit 21 Tapferkeitsmedaillen wurde es zum meist ausgezeichneten Regiment der US-Militärgeschichte. «Ihr habt nicht nur den Feind bekämpft, sondern auch Vorurteile. Und ihr habt obsiegt», lobte US-Präsident Harry Truman mit einem offiziellen Empfang das 442. Regiment nach dem Krieg.
Suzukis Mission
Der 58-jährige Japaner Junichi Suzuki hat daraus den Dokumentarfilm 442 – Live With Honor, Die With Dignity (442 – Lebe in Ehre, stirb in Würde) gedreht und dafür 50 Veteranen des Regiments, die heute alle zwischen 80 und 90 Jahre alt sind, interviewt. Der Dokumentarfilm kommt in diesen Tagen in die japanischen Kinos.
Junichi Suzuki, der an der renommierten Universität Tokio studiert hatte, und in den frühen 1980er-Jahren zahlreiche Softpornos drehte, erfuhr von der Geschichte des Regiments, als er mit seiner Frau in die USA gezogen war. Nachdem er sich mit einigen Veteranen angefreundet hatte, entschloss er sich das Projekt anzugehen.
Der Schmerz jener Tage
Dass ausgerechnet ein Japaner einen Dokumentarfilm über die Nisei – die zweite Generation ausgewanderter Japaner – im Zweiten Weltkrieg erarbeitete, hält Suzuki für einen Vorteil. «Hätte ein Nisei den Film gemacht, wäre die Geschichte wohl verklärt worden», meint der Regisseur im Gespräch mit der Mainichi Shimbun. Er hingegen habe eine objektivere Sichtweise einnehmen können.
Tatsächlich ist es Suzuki gelungen aus 442 – Live With Honor, Die With Dignity kein heroisches Märchen zu machen. Entstanden ist ein Porträt von Veteranen, die noch heute den Schmerz jener verlustreichen Tage in sich tragen. So verbietet sich ein ehemaliger Soldat des 442. Infanterie-Regiments als Held bezeichnet zu werden, dafür habe er zu viele Menschen getötet.
Ein Vermächtnis für die Nachwelt
Suzuki wollte in seinem Dokumentarfilm den inneren Konflikt der Veteranen ausleuchten: «Ich glaube die japanisch-amerikanischen Soldaten mussten viele innere Widersprüche erlebt haben.» Gerade in einer solchen Situation werde die Bedeutung der Nation aus der Sicht eines Individuums hinterfragt. Mit 442 habe Suzuki vor allem ein Vermächtnis für die Nachwelt schaffen wollen. «Es ist von grosser Bedeutung, dass die Veteranen, die alle im hohen Alter sind, Zeugnis ablegen konnten.» ja.
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