Japans wirksamste China-Diplomatin
Die Shanghaier Weltausstellung ist mit einem Besucherrekord zu Ende gegangen. Über 72 Millionen Eintritte zählte die erste Expo auf chinesischem Territorium. Der Grossteil waren Chinesen. Doch die Eifrigste aller Expo-Gänger war eine Japanerin. Seit der Eröffnung am 1. Mai hat die 61-jährige Hausfrau Tomiyo Yamada jeden Tag das Ausstellungsgelände besucht, das Pavillons aus über 240 Ländern und Organisationen beherbergte (Asienspiegel berichtete).
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In den ersten 38 Tagen durchlief die Japanerin alle 373 Ausstellungsräumlichkeiten, bevor sie den Rundgang wieder von vorne begann. Jeden Tag stand Yamada um 5.30 Uhr am Morgen auf und beendete ihren Besuch gegen 22 Uhr. Für Yamada war dieses Meisterstück von 184 Besuchen jedoch keine Premiere. Bereits an der Weltausstellung in ihrer Heimatpräfektur Aichi vor 5 Jahren war sie täglich anwesend.
Vom Aichi-Expo-Fieber infiziert, sparte sie innert 5 Jahren rund 10 Millionen Yen (90’000 Euro), um nach Shanghai reisen zu können. Zusammen mit ihrem Mann und ihrem ältesten Sohn bezog sie in der chinesischen Metropole eine Wohnung, die zu ihrer Ausgangsbasis für die täglichen Ausflüge zur Weltausstellung wurde.
Dem Fieber getrotzt
«Ich wollte unbedingt wissen, wie sich der Geist von Aichi, der den Umweltschutz propagierte, auf Shanghai übertragen würde», erklärte Tomiyo Yamada ihre Beweggründe. Jeder Pavillon wurde von der Japanerin entsprechend auf seine Umweltverträglichkeit geprüft. Das marrokanische Ausstellungsgebäude tat es ihr besonders an, weil deren Aussenmauern wieder zu Sand abgebaut werden können.
Nur einmal stand ihr Vorhaben, jeden Tag die Expo zu besuchen, auf der Kippe. Ein Fieberanfall wegen Müdigkeit machte ihr zu schaffen. Doch selbst an diesem Tag ging sie hin.
Beeindruckter Wen Jiabao
Den vielleicht grössten Beitrag leistete Tomiyo Yamada als ungewollte Diplomatin in politisch stürmischen Zeiten zwischen ihrem Heimatland und China. Als die Affäre um einen verhafteten Fischkutter-Kapitän in den Gewässern der umstrittenen Senkaku-Inseln auf dem Höhepunkt war (Asienspiegel berichtete), entzogen die Expo-Organisatoren Yamada die Einladung zu den Feierlichkeiten des China-Tages an der Weltausstellung.
Die Japanerin protestierte. «So verliert die Expo als Treffpunkt für Menschen aus aller Welt ihre Bedeutung», beklagte sie sich. Prompt erhielt sie die Einladung zurück. Heute wird Yamada von den chinesischen Medien ehrwürdig als «die Dame der Shanghai Expo» betitelt.
Selbst Wen Jiabao zeigte sich beeindruckt von Yamadas Standhaftigkeit. In seiner Rede zur Schlusszeremonie bezeichnete der chinesische Premierminister die Japanerin als Symbol für die tiefe Freundschaft zwischen China und dem Rest der Welt. Die Expo von Shanghai soll nicht die letzte gewesen sein. 2015 will sie in Mailand auf ein Neues teilnehmen. ja.
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