Auf die Pfeife gekommen
Seit Anfang Oktober hat die Tabaksteuer in Japan um 40 Prozent aufgeschlagen (Asienspiegel berichtete). Viele Konsumenten zwingt dieser Preisaufschlag mit dem Rauchen komplett aufzuhören oder umzudenken. So ist der Verkauf von losem Tabak, der in Japan für die traditionelle Kiseru-Pfeife produziert wird, in den letzten Monaten angestiegen, wie die Mainichi Shimbun berichtet.
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Der japanische Monopolist Japan Tobacco, der mit der Marke Koiki losen Tabak anbietet, bestätigt den Verkaufsanstieg. Die Produzenten von Koiki – das Produkt wird noch von Hand zubereitet – kommen seit Oktober mit den Bestellungen nicht mehr nach. Die Lieferungen an die Einzelhändler wurden aus diesem Grund auf 20 Packungen pro Tag limitiert. Dennoch sei der Anteil von Koiki an den Gesamteinnahmen weiterhin bescheiden, erklärt Japan Tobacco. Koiki mache rund 0,1 Prozent der gesamten Tabak-Produktion des Konzerns aus.
Kaum noch Pfeifenbauer
Der Grund für die Nachfrage von Koiki ist eine bevorzugte Behandlung im neuen Gesetz: Während der lose Tabak lediglich um 30 Yen (Preis pro Packung: 360 Yen) angestiegen ist, sind die gewöhnlichen Zigarettenpackungen um 100 Yen teurer geworden. Yoshinori Tsuchiya, Pressersprecher von Japan Tobacco, betont denn aber, dass diese Art von Tabak nicht dazu gemacht sei, um sich eigene Zigaretten zu rollen: «Koiki ist fein geschnittener japanischer Tabak, der alleine für die traditionelle Kiseru-Pfeife entwickelt wurde.»
Das Problem ist, dass Japan Tobacco bereits 1979 die Produktion der Kiseru-Pfeife einstellte. Heute gibt es in Japan nur noch 5 Handwerker, die die Herstellung dieser dünnen Pfeife beherrschen. Für die jedoch ist der neue Boom wohl mehr als ein kleiner Nebenerwerb. «Seit dem Preisanstieg für Zigaretten, habe ich plötzlich junge Kunden in meiner Tür stehen. Früher kamen nur Liebhaber der Kiseru-Pfeife hierher», erklärt der 60-jährige Pfeifenbauer Seizo Tanigawa aus Kyoto der Mainichi Shimbun. Rund 17’000 Yen (154 Euro) kostet eine Kiseru.
Alte Handwerkstradition
Die Kiseru erlebte ihren Aufstieg zum Statussymbol während der Edo-Zeit (1603−1868). Ein schmaler Bambusschaft verbindet bei diesem japanischen Traditionshandwerk das Mundstück mit dem Pfeifenkopf, die beide aus Metall gefertigt sind. Im Unterschied zum europäischen Pendant ist die Kiseru länger und schmaler. Zudem hat der Pfeifenkopf eine viel engere Form. Durch die industrielle Produktion von Zigaretten verlor die Kiseru spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg rapide an Kundschaft. Heute wird sie nur noch von wenigen Liebhabern regelmässig verwendet.
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