Der betrunkene Kabuki-Schauspieler
Japans Boulevardmedien haben alle Hände voll zu tun, seit der äusserst beliebte Kabuki-Schauspieler Ebizo Ichikawa nach einer Schlägerei im Spital liegt. Mit Schauspielfreunden trank er sich am 24. November mit Freunden von der einen Bar zur nächsten. Im Tokioter Viertel Nishiazabu kam es schliesslich zur verhängnisvollen Schlägerei, bei der sich der 32-Jährige einen Kieferbruch, den Verlust eines Vorderzahns, ein blaues Auge und andere Verletzungen zuzog.
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Seine Ehefrau, die Fernsehansagerin Mao Kobayashi, brachte ihren Mann ins Spital, nachdem dieser mit Blut überströmt nach Hause gekommen war. Seither rätselt die japanische Presse, was in dieser Nacht vor sich gegangen war. Laut einer ersten Befragung durch die Polizei, soll Ebizo gesagt haben, dass er sich um einen betrunkenen Bekannten gekümmert habe, als ein «dunkelhäutiger Fremder» auf ihn einschlug.
Wer hat angefangen?
Bald schon kamen Zweifel über diese etwas kurze Version des Tathergangs auf. «Hat Ebizo mit einer dummen Aktion diesen Vorfall provoziert?» titelte das Boulevarblatt Sports Hochi nur wenige Tage später. Heute weiss man, dass der Täter ein 26-jähriger Freund des betrunkenen Bekannten war.
Er habe auf Ebizo eingeschlagen, weil dieser den Freund an den Haaren gepackt und provoziert haben soll, begründete der Täter laut der Asahi Shimbun nach der Auseinandersetzung einem Freund sein Handeln. Der 26-Jährige ist untergetaucht, die Polizei fahndet nach ihm. Der Täter soll ein ehemaliges Fussballtalent sein, dessen Vater Amerikaner und die Mutter Japanerin ist.
Die Falschmeldung
Die japanischen Medien lassen seither nicht mehr vom Fall Ebizo ab. Als sich am 1. Dezember herumsprach, dass der Täter gefasst wurde, versammelten sich innert einer Stunde 100 Journalisten vor dem Polizeigebäude des Stadtviertel Meguros. Später stellte sich heraus, dass es sich um eine Falschmeldung gehandelt hatte.
Der immer noch im Spital liegende Kabuki-Schauspieler Ebizo, der so populär ist, dass er diesen Sommer gleich seine ganze Hochzeit live am Fernsehen übertragen liess (Asienspiegel berichtete), kämpft seit den neusten Erkenntnissen um seinen guten Ruf. Hinzu kommt, dass der 32-Jährige am Abend der Schlägerei eine Pressekonferenz wegen schlechter Gesundheit abgesagt hatte, um sich nur wenige Stunden später mit Freunden zu betrinken.
Eine grosse Schauspieler-Dynastie
«Das war eine Unverschämtheit von ihm. Diese Gleichgültigkeit hat mich wütend gemacht», beklagte sich sein Vater, der noch berühmtere Kabuki-Schauspieler Danjuro Ichikawa gegenüber der Mainichi Shimbun. «Als Mensch hat er noch viel zu lernen. Ich glaube, dass er für die Situation verantwortlich ist.»
Die Ichikawa-Familie ist die traditionsreichste Schaupieler-Dynastie des Kabuki-Theaters. Bereits Ende des 17. Jahrhunderts begeisterte die Familie die Theaterfreunde des damaligen Edo. Ebizos Vater ist bereits die 12. Person, die den ehrwürdigen Namen Danjuro tragen darf. Ebizo selbst wird eines Tages der 13. Danjuro werden.
Der Prinz des Kabuki
Doch vorerst muss er sich um seine schnelle Genesung kümmern. Denn zwischen Ende Dezember bis Februar stehen für den jungen Schauspieler zahlreiche Auftritte an. Die Annullierung einer Aufführung in dieser wichtigen Zeit würde für die Produzenten einen Verlust in Millionenhöhe bedeuten.
Die Beliebtheit «des Prinz des Kabuki», wie Ebizo von den Medien betitelt wird, scheint jedoch noch keinen Schaden genommen zu haben. Im Gegenteil. Wie die Mainichi Shimbun berichtet, ist seit dem Vorfall um Ebizo ironischerweise der Ticketverkauf regelrecht in die Höhe geschnellt. Auch seine Sponsoren, ein Tee- und ein Nudel-Produzent, halten an ihm fest.
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