Der eingebürgerte Shiitake
Der Shiitake-Pilz enstammt ursprünglich aus den Wäldern Japans und Chinas. In Ostasien ist er der meist gezüchtete Speisepilz, in Europa nach dem Champignon die Nummer 2. Die in den japanischen Läden erhältlichen Shiitake-Pilze stammen aus Zuchtbetrieben. Die Herkunft ist laut Verpackungen allermeist Japan. «Im Inland produziert» steht jeweils darauf. Doch dies ist nur die halbe Wahrheit.
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs.
Denn nicht selten wird der Shiitake in China angebaut und erst nach 3 Monaten des Heranwachsens nach Japan exportiert, wo er nach 1 weiteren Monat geerntet werden kann. Dies erlaubt den Produzenten den Shiitake als japanisches Produkt zu kennzeichnen. In den letzten 2 Jahren hat sich die Menge der aus China importierten Shiitake-Pilze verdoppelt.
«Ich etikettiere meine Shiitake-Pilze jeweils mit der Bezeichnung: ‹Im Inland produziert›. Die Kunden wollen das so, und illegal ist es auch nicht», argumentiert ein Shiitake-Bauer in der Präfektur Gifu auf Anfrage der Yomiuri Shimbun. Tatsächlich erlaubt ein Landwirtschafts-Gesetz, in China gezüchtete und später in Japan geerntete Pilze als inländisch zu bezeichnen.
Der Pilz als Ausnahme
Das japanische Landwirtschaftsministerium will dies nun ändern. Künftig soll der Ort der längsten Anbauzeit eines Zuchtpilzes als offizielle Herkunft gelten. Der Pilz war bislang eine Ausnahme bei der Bestimmung des Herkunftsortes. Bei Nutztieren und Zuchtfischen gilt seit 2004 die Regel, dass der Ort der längsten Zuchtzeit die Herkunft definiert. So werden beispielsweise Rinder, die aus dem Ausland stammen, und nur zur Schlachtung nach Japan gebracht werden, seit 6 Jahren nicht mehr als «japanisch» bezeichnet.
Der Zuchtpilz war von dieser Gesetzesrevision von 2004 nicht betroffen, weil man davon ausging, dass Landwirtschaftsprodukte kaum an einen anderen Ort verschoben würden, solange sie noch im Wachsen begriffen seien. Doch genau dies geschieht beim Shiitake, indem er in der letzten Wachstumsphase nach Japan verpflanzt wird.
Der schlechte Ruf Chinas
«Gerade in der Zeit nach dem Lebensmittelskandal um gefrorene Gyoza-Teigtaschen aus China vor 2 Jahren (Asienspiegel berichtete), hat der Ruf chinesischer Produkte in Japan stark gelitten. Aus diesem Grund bezeichnen die Produzenten ihre Shiitake als ‹japanisch›», erklärt ein Offizieller des Landwirtschaftsministeriums gegenüber der Yomiuri Shimbun.
Im Januar 2008 mussten zahlreiche Japaner wegen Vergiftungen ins Spital eingeliefert werden. Der Grund war der Verzehr importierter Tiefkühl-Teigtaschen aus China, in denen man Spuren eines Insektenvernichtungsmittels nachweisen konnte. Der Skandal führte auf politischer Ebene zu Unstimmigkeiten zwischen den beiden Nationen.
Die Shiitake-Produzenten hatten früher bereits angekündigt, ganz freiwillig die Herkunftsbezeichnung der Nutztier- und Zuchtfisch-Regelung anzupassen. Doch passiert ist seither nicht wirklich viel. Aus diesem Grund soll eine Gesetzesrevision den trügerischen Angaben ein Ende setzen.
Ohne Abonnenten kein Asienspiegel
Wenn Sie diesen Artikel gratis lesen, bezahlen andere dafür. Mit einem Abo sichern Sie die Zukunft dieses Japan-Blogs, der über 5000 kostenlos zugängliche Artikel bietet.
VORTEILE JAHRES-ABO
Klicken Sie hier, um mehr darüber zu erfahren.
- Zahlungsmittel: Master, Visa, PayPal, Apple Pay, Google Pay
- Für TWINT bitte via Asienspiegel Shop bezahlen
- Für Banküberweisung hier klicken