Warten auf die nächste Epidemie
Der Ausbruch der Vogelgrippe des Typs H5N1 in einem Hühnerstall in der japanischen Präfektur Shimane hat das öffentliche Bewusstsein für die nächste Grippewelle schlagartig geweckt. 5 Hühner sind erkrankt. Rund 21’500 Hühner aus umliegenden Gehegen im Radius von 10 Kilometer wurden auf Anordnung der Behörden geschlachtet. Die Behörden betonen jedoch, dass keine Übertragung auf den Menschen stattgefunden habe.
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Auch Anzeichen für ein Wiederaufkommen der Schweingrippe sind bislang ausgeblieben. Doch eines ist sicher: Die saisonale Grippewelle ist bereits im Anmarsch. Laut einer Umfrage der Nationalen Behörde für Infektionskrankheiten ist die Zahl der Grippeerkrankungen seit 5 Wochen am steigen. Dies ergab eine Umfrage in 5000 Spitälern. In den Präfekturen Hokkaido und Miyazaki gibt es bereits durchschnittlich mehr als 1 Influenza-Patienten pro Spital. Bei den aktuellen Fällen handelt es sich um den saisonalen Influenza-Virus Typ A.
Böse Erinnerungen an die Schweinegrippe
Letzten Winter waren in Japan über 20 Millionen Menschen am sogenannten Schweinegrippe-Virus H1N1 erkrankt (Asienspiegel berichtete). Die Grippe-Pandemie hatte sich ab April 2009 innert weniger Monate weltweit in 214 Ländern ausgebreitet. Gemäss der offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wurden 18’446 Todesfälle gezählt, die im Zusammenhang mit der Schweinegrippe standen. Erst im August 2010 wurde die Pandemie von der WHO für offiziell beendet erklärt.
In Japan selbst starben 200 Menschen an der Schweinegrippe. Das war weitaus weniger, als bei der saisonalen Grippe üblich. «Die Zahl der H1N1-Todesfälle war tief in Japan, weil die Diagnose und die Behandlung des Virus in einem frühen Stadium der Ausbreitung zum Einsatz kamen», erklärt Kinderarzt und Grippeviren-Experte Norio Sugaya gegenüber der Yomiuri Shimbun.
Sugaya warnt jedoch vor einer Selbstgefälligkeit in der Öffentlichkeit: «Mit einer solchen Einstellung steigt das Risiko, dass die Zahl der Todesfälle bei der nächsten Epidemie stark ansteigt.» Darüber hinaus habe die saisonale Grippe dieses Jahr überdurchschnittlich früh angefangen, warnt Sugaya weiter.
Gefahren nicht unterschätzen
Auch Yoshinori Yasui, Experte für Infektionskranktheiten, stimmt mit seinem Kollegen überein: «Die Leute sollten die Gefahren der saisonalen Grippe nicht unterschätzen.» Gerade Babys und Ältere seien besonders gefährdete Gruppen des Grippevirus vom Typ A. Letztmals hat dieser Influenzatyp im Jahr 1999 in Japan richtig zugeschlagen. 32’000 Menschen starben damals. Die meisten Opfer waren ältere Personen.
Der saisonale Typ A ist jedoch bereits seit 3 Jahren nicht mehr ernsthaft in Japan ausgebrochen. Dadurch habe die Immunität gegen den entsprechenden Virus in der Bevölkerung wieder abgenommen. «Die Leute sollten sich mit einer Impfung beeilen», sagt Yasui weiter. Denn bis diese wirke, würden 3 bis 4 Wochen vergehen.
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