Das Pollen-Theater
Noch dauert der Winter in Japan an, doch bereits kündigen die Meteorologen einen der schlimmsten Frühlinge für Allergiker an. Wegen den Rekordtemperaturen im letzten Sommer, erwartet das japanische Umweltministerium eine erhöhte Pollenkonzentration der Zedern- und Zypressenbäume. Das 10-fache des normalen Wertes werde in den kommenden Monaten zu messen sein. Ein Phänomen, das stets nach einem heissen und trockenen Sommer vorkommt.
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Bedenkt man, dass Zedern gut 20 Prozent des Waldbestandes in Japan ausmachen, ist die Schätzung beträchtlich. Die beiden Baumarten sind so für den Grossteil der Heuschnupfen-Allergien unter Japanern verantwortlich sind. Bereits im Januar verschreiben Ärzte den schlimmsten Pollen-Opfern Medikamente.
55 Millionen Allergiker
Lange Zeit waren die Japaner immun gegen die Zeder. Der erste Allergiefall wurde 1963 offiziell aufgezeichnet. Heute leiden laut einer Studie des Getränkeherstellers Asahi Inryo rund 55 Millionen von 127 Millionen Japanern an einer Heuschnupfenallergie. Jedes Jahr erleben rund 4,23 Millionen Menschen erste Heuschnupfen-Symptome.
Laut Professor Koichiro Fujita vom Tokyo Dental College ist ein fehlender Bandwurm schuld an der Misere. Während Jahrhunderten soll ein Bandwurm, die Menschen vor Zedern- und Zypressenpollen immun gemacht haben. Durch die Umweltverschmutzung und Hygienemassnahmen sei dieser jedoch spätestens in den 1960er-Jahren ausgestorben.
Fujita propagiert deshalb eine einfache Methode. Man solle den Bandwurm gleich selber schlucken. Denn Nebeneffekte habe dieser kaum. Doch bis Fujita die ausgestorbene Sorte wieder findet, müssen sich die Allergiker mit anderen Methoden zufrieden geben.
Von Masken bis Mäntel
Wie die Nikkei Shimbun berichtet, bereiten sich Apotheken so früh wie noch nie auf den Ansturm der Heuschnupfen-Geplagten vor. So sin speziell angefertigte Hygienemasken oder Brillen für Allergiker bereits zahlreich im Angebot zu finden. Der Masken-Hersteller Yokoi hat ausserdem die doppelte Produktion des letzten Jahres in Auftrag gegeben. Die Maske gilt laut einer Studie des Getränkeherstellers Asahi Inryo als die beliebteste Sofortmassnahme gegen die Polleninvasion.
Auch werden Lebensmittel wie Joghurt, die Lotuswurzel oder spezielle Teesorten von Allergikern gerne konsumiert. Der Kleiderhersteller Aoki hat sogar einen Heuschnupfen-Mantel erfunden. Die Werbung verspricht, dass bis zu 80 Prozent der Pollen vom Mantel abfallen würden. Das Kleidungsstück ist ab 18’900 Yen (170 Euro) zu haben. Das Geschäft mit dem Heuschnupfen boomt. Rund 103 Millionen Yen werden jedes Jahr mit damit umgesetzt.
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