Die schärfste Kritikerin des Premiers
Premierminister Naoto Kans Ehefrau Nobuko würde alles anders machen, hätte sie noch einmal die Wahl von vorne anzufangen. «Ich habe dieses Leben schon gelebt. Es wäre nicht interessant, dasselbe noch einmal zu tun», bemerkte sie gegenüber den japanischen Medien trocken. Die 65-Jährige ist keine Frau, die ihrem Ehemann nach dem Mund redet (Asienspiegel berichtete). Premier Naoto Kan beschrieb seine Ehefrau einst als seine wichtigste Unterstützerin, schärfste Kritikerin und grösste Opposition. Ja, sie würde ab und an mit ihrem Mann schimpfen, bestätigt Nobuko Kan.
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In ihrem letztjährig publizierten Buch «Was auf sich in Japan ändern wird, jetzt wo du Premier bist» beschrieb sie Naoto Kan als einen ungeschickten Koch mit schlechtem Modegeschmack und einem Mangel an Führungsqualitäten. Dass die Fähigkeiten des Ehepartners öffentlich gerne verniedlicht werden, gehört in Japan durchaus zum guten Ton. Doch Nobuko Kan betreibt diese Redekunst gewandt auf die Spitze.
Der Mann in der Krise
Ob diese bösen Schmeicheleien ihrem Mann etwas nützen, ist fraglich. Naoto Kan steckt seit Wochen im Umfragetief. Erst letzte Woche hatte er zum zweiten Mal seit seinem Amtsantritt im Juni 2010 sein Kabinett umgestellt. Geändert hat sich jedoch nicht viel. Schwergewichte wie Aussenminister Seiji Maehara oder Finanzminister Yoshihiko Noda als Finanzminister durften ihre Posten behalten. Kans grösster Coup ist die Ernennung des ehemaligen LDP-Mitgliedes und scharfen Regierungskritikers Kaoru Yosanu zum neuen Wirtschaftsminister. Damit erhofft sich der Premier einen Weg aus der Pattsituation in den beiden Parlamentshäusern.
Laut der Yomiuri Shimbun konnte Kan mit diesem Schritt seine Zustimmungsrate auf 34 Prozent erhöhen. Eine mögliche Erhöhung der Mehrwertsteuer und der Umgang mit dem Machtpolitiker Ichiro Ozawa werden darüber entscheiden, ob Kan das Jahr 2011 als Premier überstehen wird. 70 Prozent der Japaner glauben jedoch nicht daran, dass Kan die anstehenden Probleme wird meistern können.
Einmal falsch gelegen
Naoto Kans Ehefrau hatte ihn jedoch schon viel früher abgeschrieben. Nach dem Amtsantritt ihres Ehemannes im letzten Juni sagte Nobuko Kan, dass sie einzig Sommerkleider in die neue Residenz mitgenommen habe. Derart gering war ihr Glaube an einen politischen Erfolg ihres Mannes. Inzwischen ist der Winter in Tokio eingekehrt. Ihr Ehemann ist weiterhin an der Macht, wenn auch nur mit Ach und Krach.
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