Eine Aus­schaf­fung mit Folgen

Die Immigrationspolitik am Pranger: Menschenrechtsorganisationen beklagen behördliche Missstände beim Umgang mit Illegalen in Japan.
Die Immi­gra­ti­ons­po­li­tik am Pran­ger: Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen bekla­gen behörd­li­che Miss­stän­de beim Umgang mit Ille­ga­len in Japan. flickr/​egenerica

Im März 2010 wur­de der 45-jäh­ri­ge Gha­na­er Abu­bakar Awu­du Suraj bei sei­ner Aus­schaf­fung aus Japan von den Immi­gra­ti­ons­be­hör­den der­art schlecht behan­delt, dass er noch vor dem Abflug auf dem Tokio­ter Flug­ha­fen Nari­ta ver­starb (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

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Die zustän­di­ge Poli­zei­be­hör­de hat über ein hal­bes Jahr spä­ter Berich­te zu 10 Ange­stell­ten der Immi­gra­ti­ons­be­hör­de, die an der Aus­schaf­fung betei­ligt waren, der Staats­an­walt­schaft zukom­men las­sen. Sie muss nun her­aus­fin­den, ob die­se Per­so­nen schuld am Tod des Gha­na­ers sind. Ob es zu einer Ankla­ge kommt, bleibt offen.

Indem Ange­stell­te der Immi­gra­ti­ons­be­hör­de Suraj zu über­wäl­ti­gen ver­such­ten, als die­ser sich der Aus­schaf­fung wider­setz­te, haben sie womög­lich zum Tod des 45-Jäh­ri­gen bei­ge­tra­gen, erklärt die Poli­zei der Prä­fek­tur Chi­ba der Yomi­uri Shimbun.

«Das hat alles viel zu lan­ge gedauert»

Der Über­ga­be der Berich­te an die Staats­an­walt­schaft kann als wich­ti­ger Schritt gewer­tet wer­den. Anfäng­lich kamen die Ermitt­lun­gen nur zöger­lich vor­an. Zwei Aut­op­si­en hat­ten kei­ne Ergeb­nis­se erbracht. Kaum eine Behör­de zeig­te wirk­lich Inter­es­se am Fall.

Erst nach­dem Sura­js japa­ni­sche Ehe­frau im Juni Beschwer­de bei der zustän­di­gen Poli­zei­be­hör­de ein­ge­reich­te, kam Bewe­gung in die Ange­le­gen­heit. «Das hat alles viel zu lan­ge gedau­ert», beschwer­te sich der Anwalt von Sura­js Ehe­frau, Koi­chi Koda­ma, in der Japan Times: «Ich hof­fe, dass die Staats­an­wäl­te den Fall ange­mes­sen behandeln.»

Sura­js Ehe­frau geht davon aus, dass ihr Mann mit einem Tuch erstickt wur­de. Men­schen­rechts­or­ga­ni­sa­tio­nen stüt­zen der­weil die­se The­se und ver­wei­sen auf einen ähn­li­chen Fall aus dem Jahr 2004, als eine Viet­na­me­sin in Tücher ein­ge­rollt mit einem Kle­be­band auf dem Mund aus­ge­schafft wur­de. Glück­li­cher­wei­se kam es damals zu kei­nem Todesfall.

Behör­den ver­spre­chen Besserung

Japans Immi­gra­ti­ons­po­li­tik und der Umgang mit Aus­schaf­fungs­häft­lin­gen ste­hen seit län­ge­rem inter­na­tio­nal am Pran­ger. «Es ist sehr bedau­er­lich, was wir getan haben», ent­schul­dig­te sich die Immi­gra­ti­ons­be­hör­de. Man wer­de bei den Ermitt­lun­gen koope­rie­ren und auf­rich­tig mit den Hin­ter­blie­be­nen zusam­men­ar­bei­ten, ver­si­cher­te die Behör­de gegen­über der Mai­ni­chi Shim­bun weiter.

Suraj kam mit einem 15-Tages-Visum 1988 nach Japan. Er blieb und lern­te 1990 sei­ne spä­te­re japa­ni­sche Ehe­frau ken­nen. 2006 wur­de Suraj wegen ille­ga­len Auf­ent­halts ver­haf­tet. Sei­ne Ehe­frau hat­te noch im sel­ben Monat die Hei­rat offi­zi­ell regis­trie­ren las­sen. 2009 erklär­te das Tokio­ter Gericht das Aus­schaf­fungs­ge­such für rechtsgültig.

Kri­tik an Immigrationspolitik

Der Tod des Gha­na­ers führ­te zu hef­ti­gen Pro­tes­ten unter Immi­gran­ten und Men­schen­rechts­ak­ti­vis­ten in Japan. Nur kur­ze Zeit spä­ter tra­ten in einem Aus­schaf­fungs­ge­fäng­nis in der Prä­fek­tur Iba­ra­ki 30 Men­schen aus Pro­test gegen die Haft­be­din­gun­gen in den Hungerstreik.

Der UNO-Son­der­ge­sand­te für Migra­ti­ons­fra­gen, Jor­ge Busta­man­te, beklag­te sich in einem Bericht, dass die ille­ga­len sowie die lega­len Migran­ten in Japan mit «Ras­sis­mus, Dis­kri­mi­nie­rung und Aus­nüt­zung zu kämp­fen haben». Zudem herr­sche die Ten­denz vor, dass die Gerich­te und die Poli­zei die Rech­te der Aus­län­der schlicht­weg igno­rie­ren würden.

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