Eine dop­pel­te Provokation

Fisch-Curry in Chicago: Timothy Hutton in der kontroversen Werbung.
Fisch-Cur­ry in Chi­ca­go: Timo­thy Hut­ton in der kon­tro­ver­sen Werbung.

Das Inter­net­un­ter­neh­men Grou­pon aus Chi­ca­go hat mit sei­nem Rabatt-Sys­tem, das eine Ver­bil­li­gung ver­spricht, solan­ge sich genü­gend Inter­es­sen­ten fin­den, innert 2 Jah­ren über 50 Mil­lio­nen Nut­zer in 35 Län­dern gefun­den. Erst kürz­lich hat­te sein Grün­der, Andrew Mason, eine Über­nah­me­of­fer­te durch Goog­le in der Höhe von 6 Mil­li­ar­den Dol­lar ausgeschlagen.

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Auf sei­nem welt­wei­ten Sie­ges­zug ver­sucht sich Grou­pon nun auch in den viel ver­spre­chen­den asia­ti­schen Märk­ten Chi­na und Japan. Auf dem Weg dort­hin, hat sich das Unter­neh­men noch in den USA einen argen Aus­rut­scher geleis­tet. Für den Super Bowl, dem ame­ri­ka­ni­schen Sport­er­eig­nis des Jah­res, lan­cier­te Grou­pon eine auf­wen­dig pro­du­zier­te TV-Wer­be­kam­pa­gne mit Star­be­set­zung. Dabei schaff­te das Inter­net­un­ter­neh­men das sel­te­ne Kunst­stück gleich­zei­tig Chi­ne­sen wie auch Tibe­ter zu verärgern.

Die fol­gen­rei­che Werbung

Was ist genau pas­siert? Das Intro der Fern­seh­wer­bung zeigt eine wun­der­schö­ne Hima­la­ya-Berg­land­schaft, gefolgt von einer Pan­ora­ma-Auf­nah­me des Pota­la-Palas­tes, der frü­he­ren Hei­mat des Dalai Lama, in der tibe­ti­schen Haupt­stadt Lha­sa. «Das gebir­gi­ge Tibet. Einer der schöns­ten Orte der Welt», beginnt die Off-Stim­me von Schau­spie­ler Timo­thy Hut­ton zu erzäh­len: «Das Volk Tibets lei­det, ihre Kul­tur ist in Gefahr.»

Die Sze­ne­rie schwenkt auf ein tibe­ti­sches Restau­rant in Chi­ca­go um, mit Hut­ton als Gast. Der Schau­spie­ler, dem ein Kell­ner das Essen ser­viert, fährt fort: «Aber sie zau­bern immer noch ein unglaub­li­ches Fisch-Cur­ry!» Dank Grou­pon und 200 ande­ren Inter­es­sen­ten habe er nur 15 statt 30 Dol­lar für die­ses Menü bezah­len müssen.

Die Ant­wort aus Tibet

Die Ant­wort folg­te prompt. Buchung K. Tse­ring, der sich mit der Orga­ni­sa­ti­on Inter­na­tio­nal Cam­pai­gn for Tibet für die Rech­te der Tibe­ter ein­setzt, schrieb in sei­nem Blog, dass die Neben­ein­an­der­stel­lung der tibe­ti­schen Sache mit Fisch-Cur­ry das Schick­sal sei­nes Vol­kes tri­via­li­sie­re. Grou­pon habe mit einem kon­tro­ver­sen Vor­ge­hen die Auf­merk­sam­keit ihrer Dienst­leis­tung auf sich zie­hen wollen.

Beson­ders die kli­schier­ten Bil­der stö­ren Tse­ring: «Rein visu­ell, und ohne die Off-Stim­me, könn­te man mei­nen, dass es sich dabei um chi­ne­si­sche Pro­pa­gan­da han­delt.» Ganz neben­bei sei­en die Tibe­ter nicht bekannt für Fisch-Cur­ry. Beim besag­ten Restau­rant in Chi­ca­go hand­le es sich um ein indisch-nepa­le­si­sches Restaurant.

Die Ant­wort aus China

Auch die chi­ne­si­sche Inter­net­ge­mein­schaft zeig­te kei­ne Freu­de. «Groupon…ihr zeigt eine Free-Tibet-Wer­bung wäh­rend des Super Bowl? Wollt ihr wirk­lich im chi­ne­si­schen Markt ein­stei­gen?», schreibt ein erzürn­ter Nut­zer auf dem chi­ne­si­schen Mikro­blog­ging-Por­tal Wei­bo. «Damit ist Grou­pon in Chi­na zum Schei­tern ver­ur­teilt», fügt ein wei­te­rer User hinzu.

Weni­ge Tage spä­ter äus­ser­te sich Grou­pon-Chef Andrew Mason zum wer­be­tech­ni­schen Aus­rut­scher. Man habe damit nicht die tibe­ti­sche Sache baga­tel­li­sie­ren wol­len, beton­te er in sei­nem Blog. Wel­ches Unter­neh­men auf die­ser Welt wür­de schon so ant­ago­nis­tisch han­deln. Es sei bei der Wer­bung dar­um gegan­gen, für den Tibet Fund Geld zu sammeln.

Ver­faul­tes Neujahrsessen

Es ist nicht das ers­te Mal, dass Grou­pon einen unvor­teil­haf­ten Ein­druck in Asi­en hin­ter­lässt. In Japan kam es vor einem Monat zu einem Skan­dal, der wäh­rend Tagen die Pres­se auf Trab hielt. Ein Rabatt-Ange­bot von Grou­pon für ein tra­di­tio­nell japa­ni­sches Neu­jahr­ge­richt, das sich auf Japa­nisch Ose­chi nennt und sorg­fäl­tig in ver­schach­tel­ten Essens­bo­xen prä­sen­tiert wird, ende­te im Fiasko.

Die Lie­fe­rung des Ose­chi an die Kun­den in Japan hat­te meh­re­re Tage Ver­spä­tung. Und vie­le der rund 500 ver­kauf­ten Neu­jahrs­ge­rich­te, sei­en in einem «schlim­men Zustand» gewe­sen, wie Grou­pon-Chef Andrew Mason spä­ter selbst zuge­ben muss­te. Die japa­ni­sche Cate­ring-Fir­ma mit dem Namen Bird Café lie­fer­te anstatt Kavi­ar Eier von Bil­lig­fi­schen, und anstatt Camem­bert einen preis­wer­ten Frischkäse.

Wie­der­gut­ma­chung durch Groupon

Immer­hin ent­schul­dig­te sich Mason per­sön­lich in einer Video-Bot­schaft bei den japa­ni­schen Kun­den. Der Cou­pon im Wert von 10’500 Yen (92 Euro) wur­de zurück­er­stat­tet. Zudem erhielt jeder ein­zel­ne Kun­de einen Grou­pon-Gut­schein im Wert von 5000 Yen (44 Euro). Im Fal­le der Tibet-Wer­bung wer­den die belei­dig­ten Par­tei­en kaum so ein­fach zu besänf­ti­gen sein.

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