Japan wäscht sich den Hintern
Die japanischen Toiletten sind heute kleine Technologiewunder. Ein gezielt ausgerichteter Wasserstrahl, dessen Stärke und Temperatur der Benutzer selbst regulieren darf, sorgt dafür, dass der moderne Japaner kein Toilettenpapier mehr für sein grosses Geschäft benötigt. Eine integrierte Föhnfunktion garantiert, dass der Allerwerteste auch schön trocken wird.
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1980 machte sich das japanische Unternehmen Toto daran, Japans Toilettengang zu revolutionieren. Das erste sogenannte Washlet war geboren. «Schliesslich wäscht man seine Hände auch nicht mit Papier», argumentierte eine junge Frau in der Fernsehwerbung, die damals für viel Empörung sorgte.
Ein Standard in Haushalten
30 Jahre später hat Toto über 30 Millionen Washlets verkauft, 10 Millionen Stück alleine in den letzten 5 Jahren. Zahlen, die das Unternehmen aus der Stadt Kitakyushu feierlich auf seiner Website publiziert. In Japan ist das Washlet zum Standard in Haushalten, Kaufhäusern und Hotels geworden. Mittlerweile besitzen gemäss Angaben der Regierung 72 Prozent der japanischen Haushalte eine Toilette mit warmem Wasserstrahl. Somit hat das Washlet mit dem Computer und der Digitalkamera gleichgezogen, folgert das Wall Street Journal.
In Japan fragt kein Mensch mehr nach dem Zweck einer solchen Hightech-Ausrüstung für die Toilette. Toto ist zum Inbegriff für einen sauberen Po geworden. «Ich könnte stundenlange auf der Toilette sitzen. Der Sitz ist warm und es gibt einen Wasserstrahl. Die Leute von Toto sind Genies!» gestand Tennisstar Roger Federer bei seinem Japan-Besuch 2006 seine neuste Vorliebe. Er fühle sich auf den Toiletten in Japan wie in einem Raumschiff. «Es gibt so viele Knöpfe, dass ich stets Angst habe, den falschen zu drücken.»
Tatsächlich hat Toto die Funktionen des Washlet stetig ausgebaut. Heute kommt neben einem Föhn- und einer Bidet-Funktion auch eine vollautomatische Toilettenspülung und ein -deckel hinzu, der sich bei Annäherung von alleine öffnet. Ein deodisierendes Mittel oder ein eingebauter Musikplayer dürfen in der modernen Washlet-Ausstattung ebenso wenig fehlen.
Alles begann in der öffentlichen Toilette
Bereits 1988 trug das Unternehmen dem Umstand Rechnung, dass besonders weibliche Toilettennutzer in Japan die Angewohnheit hatten, zweimal zu spülen, um ihre körpereigenen Geräusche zu übertönen. So entstand für die sogenannte «Geräusch-Prinzessin», auf Japanisch Otohime genannt. Ein in der Toilette eingebautes Spülgeräusch sorgt dabei, dass der Toilettenbesucher in aller Ruhe und ohne Rücksicht auf selbstverursachende Geräusche seinem Geschäft nachgehen kann (Asienspiegel berichtete).
Verbreitet hat sich das Washlet, indem Toto seine Erfindung in den 1980er-Jahren in öffentlichen Toiletten installieren liess. «Nur so konnten wir die Leute von unserem Produkt überzeugen», erklärt Mari Sakamura, Pressesprecherin von Toto, gegenüber dem Wall Street Journal. Wasser verbraucht das Washlet nicht mehr als andere Toiletten. 4,8 Liter sind es pro Spülung. In Europa benötigt ein grosses Geschäft bis zu 9 und in den USA bis zu 13 Liter.
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