Pandas für stürmische Zeiten
Um die Beziehungen zwischen Japan und China war es in den letzten Monaten nicht besonders gut bestellt. Die Streitereien um die umstrittenen Senkaku-Inseln scheinen beide Seiten bis heute nicht verdaut zu haben (Asienspiegel berichtete). Inzwischen hat sich die Erde jedoch weitergedreht und China ein neues Problem beschert. Seine Jugend übt sich ganz nach arabischem Vorbild in Protestaufrufen übers Internet (Asienspiegel berichtete).
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Obwohl die Bewegungen erfolgreich im Keim erstickt werden, zeigt sich die Regierung nervös. Verdächtige Websites werden zensiert, und die Übertragung internationale Nachrichtensender wie NHK werden bei China-Berichten kurzerhand unterbrochen, wie die Asahi Shimbun berichtete.
Der unzimperliche Chefdiplomat
Wie der Rest der Welt tut sich auch die japanische Regierung schwer, auf die rasanten Umwälzungen angemessen zu reagieren. Und beim Thema China wird sowieso lieber geschwiegen. Aussenminister Seiji Maehara, der für seinen unzimperlichen diplomatischen Stil berüchtigt ist und nicht unbedingt als Freund Pekings gilt, hat nun als erster das japanische Schweigen zur aufkeimenden Protestbewegung in China gebrochen.
Auf das heikle Thema angesprochen, meinte Seiji Maehara gegenüber der Asahi Shimbun: «Es ist zu begrüssen, dass Ideen wie die Respektierung der Menschenrechte oder die Souveränität des Volkes von vielen Ländern geteilt werden.» Es sei jedoch nicht am Ausland solche Ideen anderen Ländern aufzuzwingen, betonte Maehara ungewohnt diplomatisch. Solche Angelegenheiten müssten immer die Bevölkerungen der einzelnen Länder selbst entscheiden. Dabei zog er einen Vergleich zu Libyen. 41 Jahre lang regierte dort eine Diktatur ohne Versammlungsfreiheit, jetzt hat sich die Bevölkerung des Landes entschieden, ein Urteil gefällt, und das ist nicht aus Initiative von Ausländern gekommen.
Bezüglich der Frage zur Beschränkung des Internetzugangs, vertrat der japanische Aussenminister indes eine klarere Haltung: «Das Recht zu freien Meinungsäusserung muss geschützt werden. Es darf nicht sein, dass der Austausch von Meinungen oder die freie Willensäusserung übers Internet eingeschränkt wird.» Aussagen, die Peking wohl diplomatisch überhören will.
Pandas zur Versöhnung
Denn viel lieber wird momentan von beiden Seiten auf die Pandas Bi Li und Xian Nu verwiesen. So hat China in einem Akt des guten Willens dem Tokioter Ueno-Zoo die beiden Pandabären ausgeliehen, die letzte Woche feierlich in ihrer neuen Heimat empfangen wurden. Dass damit diplomatische Hoffnungen verbunden sind, bestätigte auch Seiji Maehara: «Indem sich viele Menschen die beliebten Pandas anschauen gehen, wird sich auch hoffentlich das China-Bildes in Japan verbessern.»
Die Panda-Diplomatie wurde immer schon als ein Pekinger Zeichen der Versöhnung gewertet (Asienspiegel berichtete). So geschehen 1972, als die USA und später auch Japan nach der Wiederherstellung der Beziehungen zur Volksrepublik Pandabären geschenkt erhielten. Taiwan kam 2008 im Zuge der politischen Annäherung ebenfalls in den Genuss dieser Geste.
Auch mit Japan wird die Panda-Diplomatie funktionieren. Zu stark sind diese beiden Nationen wirtschaftlich ineinander verwoben, dass man sich längere politische Querelen wünschen würde. Ganz nebenbei wird zur Verbesserung der Beziehungen zweifellos die Tatsache beitragen, dass China für die Leihgaben der Pandabären rund 950’000 Dollar pro Jahr erhält.
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