In der Stadt ohne Lichter

Eine Stadt ohne Lichter: Stromsparmassnahmen in Tokio.
Eine Stadt ohne Lich­ter: Strom­spar­mass­nah­men in Tokio. flickr/​mihshino

Zwei Wochen sind bereits seit der Kata­stro­phe ver­gan­gen. Noch ver­su­chen Spe­zia­lis­ten tag­täg­lich den nuklea­ren Super-Gau in Fuku­shi­ma zu ver­hin­dern. Zwi­schen­zeit­lich wur­den auch in Tokio höhe­re Strah­len­wer­te gemes­sen. Die Haupt­stadt Japans ist wei­ter­hin im Aus­nah­me­zu­stand. Was sind die Sor­gen der Tokio­ter und wie gestal­tet sich der All­tag? Kohei Iso­ha­ta, Assis­tenz­pro­fes­sor an der Uni­ver­si­tät Chuo, gibt Auskunft.

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Herr Iso­ha­ta, wie gestal­tet sich zwei Wochen nach der Kata­stro­phe der All­tag in Tokio?

Die Haupt­stadt ist mehr oder weni­ge zu einem All­tag zurück­ge­kehrt. Zwar gibt es Unan­nehm­lich­kei­ten wie der gedros­sel­te Zug­ver­kehr oder gewis­se Din­ge, die man nicht kau­fen kann. Aber damit lässt sich mitt­ler­wei­le gut leben. Aus­ser­dem ist an mei­ner Uni­ver­si­tät die Nut­zung der Biblio­thek ein­ge­schränkt. Das behin­dert etwas mei­nen Berufsalltag.

Wie ver­hält es sich mit den Stromunterbrüchen?

In eini­gen Regio­nen kommt es schein­bar häu­fi­ger zu geplan­ten Strom­un­ter­bre­chun­gen als in ande­ren. Dort, wo der Strom weni­ger fliesst, sind die Men­schen sicher­lich noch weit weg vom gewohn­ten All­tag. Glück­li­cher­wei­se gibt es in mei­ner Umge­bung weni­ger Schwie­rig­kei­ten. Da ich in einem der 23 Innen­stadt­be­zir­ke und zudem noch in der Nähe eines Bahn­hofs lebe, ist mein Haus von den Elek­tri­zi­täts­mass­nah­men nicht betrof­fen. Ich kann so ein ver­gleichs­wei­se nor­ma­les Leben führen.

Wel­ches sind der­zeit die gröss­ten Sor­gen in Tokio?

Ganz klar die radio­ak­ti­ve Ver­strah­lung. Im Lei­tungs­was­ser von Tokio wur­den zeit­wei­se höhe­re Wer­te gemes­sen. Dies sei nur für Babys gesund­heits­ge­fähr­dend, heisst es. Dane­ben sind sicher­lich die Strom­un­ter­brü­che eine wei­te­re Sor­ge. Die unge­rech­te Ver­tei­lung der Strom­un­ter­brü­che ist in den Nach­rich­ten ein gros­ses The­ma. Es wäre schön, wenn die Unter­brü­che ein bal­di­ges Ende fin­den wür­den. Aber schein­bar geht das wohl noch bis in den Som­mer wei­ter so.

Was hal­ten Sie von der Ein­füh­rung einer Som­mer­zeit, um Strom zu sparen?

Wäh­rend mei­nes Stu­di­en­auf­ent­hal­tes in Frank­reich, wur­de mir gesagt, dass die Som­mer­zeit gar kei­ne gros­se Wir­kung habe. Ich den­ke aber, dass dies wis­sen­schaft­lich geprüft wer­den soll­te. Ich per­sön­li­che erwar­te aber nicht viel von einer mög­li­chen Ein­füh­rung der Sommerzeit.

Wer­den immer noch Hams­ter­käu­fe getätigt?

Bei vie­len Pro­duk­ten hat sich die Lage beru­higt. Bei Bat­te­ri­en, Mine­ral­was­ser und Reis herrscht jedoch immer noch eine Warenknappheit.

Trin­ken Sie noch das Leitungswasser?

Die Behör­den sagen, dass das Trink­was­ser ledig­lich für Babys eine Gefahr dar­stel­le. Daher trin­ke ich es wei­ter. Es ist auch so, dass ich durch den Waren­man­gel prak­tisch kein Mine­ral­was­ser kau­fen kann.

Wie ist die Atmo­sphä­re in Tokio?

Die Lich­ter und Leucht­re­kla­men sind abge­stellt. In mei­nen Augen ist dies gar nicht so schlecht. Mir war in Japans Städ­ten schon immer alles zu hell beleuch­tet. Von dem her ist es gera­de gut so. Das Pro­blem ist mehr, dass sich die see­li­sche Gefühls­la­ge ver­dun­keln könn­te. Vie­le Ver­an­stal­tun­gen wer­den abge­sagt. Abschluss­fei­ern, Kon­zer­te und kul­tu­rel­le Events sind davon betrof­fen. Man muss sich in allem zurückzuhalten.

Wie bewer­ten sie die Arbeit der Regierung?

Bis zu einem gewis­sen Grad gibt sie sich sicher­lich Mühe. Ich glau­be auch noch eini­ger­mas­sen den Aus­sa­gen der Regie­rung. Der Ärger rich­tet sich mehr gegen den Atom­kraft­werk­be­trei­ber Tep­co. Das darf nicht mehr so wei­ter­ge­hen. Am liebs­ten wären mir ein Kon­kurs und anschlies­send ein Neustart.

Wor­auf kann Japan stolz sein?

Ich glau­be, auf die Gemüts­ru­he der betrof­fe­nen Men­schen. Ich bin stolz dar­auf, wie die Japa­ner in die­ser unfass­ba­ren Not­la­ge ohne aus­ser sich zu gera­ten zusammenarbeiten.

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