«Dann verzichtet auf Strom!»
Durch die zunehmende öffentliche Kritik an Tepco, dem Betreiber des havarierten Atomkraftwerks von Fukushima, ist das Leben für viele Angestellter des Stromproduzenten zu einem täglichen Spiessrutenlauf mutiert. So erzählt ein 30-jähriger Angestellter der News Post Seven, dass schon die Reifen von Firmenautos aufgeschlitzt wurden. Um Vandalen vorzukommen, hat er gleich selbst einen Tepco-Kleber von seinem Auto entfernt.
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«Inzwischen kann ich neuen Bekanntschaften schon gar nicht mehr sagen, bei welcher Firma ich arbeite», beklagt sich ein 50-jähriger Angestellter des Stromproduzenten. Er fürchte sich regelrecht vor den Reaktionen und den womöglich abweisenden Gesichtsausdrücken der Menschen, sollten sie erfahren, dass er bei Tepco arbeitet.
Die Reaktion einer jungen Angestellten
Über das soziale Netzwerk Mixi, dem japanischen Pendant zu Facebook, setzen sich derweil immer wieder junge Angestellte für ihren Arbeitgeber zur Wehr. So sorgte eine junge Frau, die der Mixi-Gruppe der neuen Tepco-Angestellten von 2011 angehört, für ein grosses Echo in der japanischen Internetgemeinschaft.
«Alle kritisieren Tepco, doch wem habt ihr den Strom zu verdanken? Denkt gut nach, bevor ihr kritisiert!!! Falls ihr euch beklagen wollt, dann benutzt auch keinen Strom!» schrieb sie am 15. April in ein Mixi-Forum. Die Reaktionen darauf waren heftig. Ihr Schreiben sei «weltfremd» hiess es. Noch einmal setzte sie sich zur Wehr, bevor ihr nichts anderes übrig blieb als sich vom Gesprächsforum zurückzuziehen.
Tepco in Geldnöten
Für Tepco selbst wird es finanziell eng und für einige Angestellte noch ungemütlicher. Mit wohl unbezahlbaren Entschädigungsforderungen konfrontiert, hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der Stromproduzent wohl bald schon verstaatlicht werden muss. Bereits haben Führungspersonen im Wirtschaftsministerium unter vorgehaltenen Hand eine solche Massnahme gefordert, wie das Wochenmagazin AERA berichtet.
Noch versucht sich Tepco jedoch alleine über Wasser zu halten. Über den Verkauf von Immobilien und Aktienanteile versucht das Unternehmen Geldmittel im Wert von 400 Milliarden Yen (3,4 Mia. Euro) für die Entschädigungsforderungen sicherzustellen. Dies wird aber kaum ausreichen. Aus diesem Grund tritt Tepco auf die Sparbremse.
Sparen beim Personal
Die 36’733-köpfige Belegschaft wird laut der Yomiuri Shimbun um einige tausend Angestellte abgebaut. Durch Pensionierungen und weniger Neuanstellungen will Tepco diese Massnahme möglichst sanft über die Bühne bringen. Auch beim Lohn wird es Einschnitte geben. Um bis zu 10 Prozent soll das Jahreseinkommen der Angestellten gekürzt werden. Die Personalkosten von rund 480 Milliarden Yen (4 Mia. Euro) könnten somit um einige Milliarden Yen herabgesetzt werden.
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