Zurückhaltend feiern?
In Japan wird Anfang April im ganzen Land der Frühling eingeläutet. Unter den Kirschblüten in den grossen Parks treffen sich Freunde und Arbeitskollegen zu einem feucht-fröhlichen Fest. Hanami, Blumenschau, nennen es die Japaner. Doch dieses Jahr ist alles anders.
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«Wir bitten Sie um Zurückhaltung bei Festlichkeiten», heisst es auf einer Tafel im Tokioter Ueno Park, wo jedess 1,5 Millionen Menschen hinpilgern, um die weisse Pracht der 1200 Kirschbäume zu bewundern. «Nur wegen der Kirschblütenzeit ist jetzt nicht der Moment, um etwas zu trinken und angenehm zu plaudern», mahnt Tokios Gouverneur Shintaro Ishihara gegenüber der Nachrichtenagentur Jiji, der für eine 4. Amtszeit kandidiert.
Jishuku, Selbstbeschränkung, ist angesagt in der Hauptstadtregion. Stromunterbrechungen und teilweise Lieferengpässe für gewisse Nahrungsmittel und Wasser zwingen die Tokioter dazu (Asienspiegel berichtete). Auch für das Kirschblütenfest gilt nun Jishuku.
Keine Vorbereitungen
Die Behörden in verschiedenen Bezirken verzichten darauf, Beleuchtungen, provisorische Mülleimer und Toiletten in den Kirschblüten-Parks zu installieren. Ein Grossteil der mobilen Toiletten musste zudem in die Krisenregion verschifft werden, wie die Asahi Shimbun eine Mitteilung der Stadtbehörde von Musashino, westlich von Tokio, zitiert.
Die Meinungen über die Zurückhaltung bezüglich des Kirschblütenfestes sind jedoch geteilt. Die Jishuku-Fraktion meint, dass gerade jetzt der Moment der Tokioter gekommen sei, um die Solidarität mit der Krisenregion zum Ausdruck zu bringen. Gouverneur Ishihara, berüchtigt für seine gewagten Aussagen, verglich die derzeitige Lage mit der Nachkriegszeit, als es ein «schönes Gefühl der Solidarität» unter den Japanern gegeben habe.
Man sehnt sich nach Normalität
Andere meinen jedoch, dass gerade jetzt das Leben weitergehen müsse. «In schwierigen Zeiten ist es nur natürlich, dass man sich nach einer fröhlichen Stimmung sehnt», erklärt der Schriftsteller Rui Yoshida der Asahi Shimbun. Er sieht die Hanami-Festlichkeiten durchaus als etwas Positives an. «Wenn die Menschen gesellschaftlichen Umgang pflegen, kommen Gespräche in Gang.» So würden womöglich Hilfsaktionen entstehen.
Yoshida, der über Bars und Reisen schreibt, macht gleichzeitig noch einen praktischen Vorschlag: «Eine richtige Form der Unterstützung wäre Sake aus der betroffenen Region zu trinken.»
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