Der gute Japaner
Taiwans Präsident Ma Ying-jeou hat im Süden des Landes einen Gedenkpark für den japanischen Ingenieur und Architekten Yoichi Hatta diese Woche feierlich eröffnet. Er hoffe, dass dies der Anfang einer neuen Geschichte zwischen Japan und Taiwan markiere, sagte Ma und fügte hinzu:«Ich bin kein Anti-Japaner, sondern ein Freund Japans.»
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Hatta, 1886 in der Präfektur Ishikawa geboren, übersiedelte 1910 in die damalige japanische Kolonie Taiwan (1895−1945). Als Ingenieur und Architekt war er für den Bau des Chianan Kanals und des dazugehörigen Wushantou Reservoirs zuständig. Die beiden Grossprojekte, die 1930 abgeschlossen wurden, verwandelten eine Wildnis zu einer riesigen Reisanbaufläche, die bis heute intensiv genutzt wird.
10 Jahre lang dauerten die Bauarbeiten. In dieser Zeit wurden für die Arbeiter rund 68 Wohnheime im japanischen Stil gebaut, die 234 Familien ein Zuhause boten. Hatta starb 1942 durch einen U-Boot-Angriff bei der Überfahrt auf die Philippinen. Der Gedenkpark beinhaltet eine Rekonstruktion eines solchen Hauses, eine Ausstellungshalle und ein Touristenzentrum.
Eine seltene Ehre
Japans Kontrolle über Taiwan seien zwar äusserst unglücklich und ein schmerzhaftes Kapitel gewesen, meinte Präsident Ma in seiner Rede weiter. «Aber wir können nicht über den Beitrag wichtiger Infrastrukturbauten während Japans 50-jähriger Herrschaft über Taiwan hinwegsehen.» Mit der Ehrung von Hatta wolle er nicht die Kolonialzeit anerkennen, es sei jedoch wichtig zwischen Dankbarkeit und Ressentiments unterscheiden zu können.
Die Ehrung eines japanischen Kolonialwerkes ist tatsächlich eine Seltenheit und in dieser Form nur in Taiwan möglich. Im Gegensatz zu China oder Korea hegen die Taiwaner keinen Groll mehr gegenüber dem ehemaligen Kolonialherren. Eine Umfrage ergab gar, dass Japan unter den Taiwanern die Lieblingsnation im Ausland ist (Asienspiegel berichtete).
Ein enges Verhältnis
Als Grund für diese eher positive Einstellung gegenüber Japan sei, dass der Lebensstandard zu jener Zeit für viele Taiwaner anstieg. Aber auch die schwierigen und blutigen Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, als Chiang Kai-sheks Kuomintang nach Taiwan flüchtete und dort die Macht übernahm, hat unter vielen älteren Taiwanern zu einer gewissen nostalgischen Haltung hinsichtlich der Kolonialzeit geführt.
Noch heute sind viele der über 70-jährigen Taiwaner des Japanischen mächtig. So pflegte beispielsweise Lee Teng-hui, Taiwans Präsident zwischen 1988 und 2000, besonders enge Beziehungen zu Japan. Im Zweiten Weltkrieg diente er in der japanischen Armee und studierte an der Universität Kyoto. Ma Ying-jeou pflegt derweil ein distanzierteres Verhältnis zu Japan.
Gerade beim Streit um die umstrittenen Senkaku-Inseln (Asienspiegel berichtete), verteidigt er klar Taiwans Ansprüche für die Insel. Seit Beginn seiner Präsidentschaft hat er jedoch bewusst einen freundschaftlicheren Kurs mit Tokio eingeschlagen.
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