Der Hase ohne Ohren
Das Youtube-Video des jungen Hasen ohne Ohren aus der Präfektur Fukushima ist um die Welt gegangen. Fast zwei Million Mal wurde es Mitte Mai angeschaut, auch zahlreiche deutschsprachige Medien haben die Information aufgenommen. Bereits hat er den Namen Atom-Hase bekommen. Doch wie wahrscheinlich ist diese Vermutung?
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Userin Yuunosato berichtet auf der Seite des Videoportals, wie sie in der Kleinstadt Namie vor ihrem Haus arbeitete, als der Reaktor 3 in die Luft ging. Ihre Hasen hätten das frei wachsende Gras gegessen. Schliesslich sei das Kaninchen ohne Ohren geboren. Die Behörden würden zu viele Informationen verschleiern, beklagt sie sich. Auch an die veröffentlichten Messwerte glaubt sie nicht.
«Ich bin wirklich ratlos»
Ein Reporter der Sankei Shimbun wollte der Sache genauer auf den Grund gehen und besuchte Ende Mai die Besitzerin in Namie persönlich. Ihr Name ist Hiroko Sugimoto. Die 56-Jährige besitzt 21 Hasen. Wann der Hase ohne Ohren geboren sei, wisse sie nicht mehr so genau. Etwas mehr als einen Monat muss es her sei. Ende April schätzt sie, also lange nach der Katastrophe. Der etwas andere Hase habe noch drei Geschwister. Alle hätten sie Ohren.
Auf Youtube hat Sugimoto das Video hochgeladen, weil sie hoffte, mehr über die Gründe eines Hasen ohne Ohren zu erfahren. «Ich bin wirklich ratlos. Vielleicht haben die starken Erdbeben bei der Mutter einen derartigen Stress ausgelöst.» Der betroffene Hase sowie seine Eltern würden bald von Experten untersucht, erklärt die Besitzerin.
Die Stadt Namie liegt rund 30 Kilometer vom havarierten AKW entfernt, ist demnach ausserhalb der evakuierten Schutzzone. Gemäss eigenen Messungen Sugimotos sei die Strahlung hier unter dem Grenzwert, deshalb habe sie ihr Haus nicht verlassen. Trotzdem ist die Befürchtung allgemein gross, dass die erlaubten 20 Millisievert pro Jahr überschritten werden.
Die Vermutungen der Experten
Die Sankei Shimbun hat einen Hasenzucht-Experten, der in der Präfektur Osaka ein Fachgeschäft besitzt, nach möglichen Gründen für die Missbildung gefragt. Es komme vor, dass die Mutter versehentlich mit ihren Zähnen die Jungen verletze. «In diesem Fall hat sie womöglich die Ohren abgebissen», mutmasst er. Dieselbe Zeitung bestätigt, dass beim betroffenen Hasen kleine vom Fell verdeckte Ohrfortsätze zu spüren seien. Die etwas verspätete Reaktionszeit bei Geräuschen deute zudem auf einen verminderten Gehöhrsinn hin.
Professor Nobuhiko Ito, ein Radiologe der Universität Kitasato in Tokio, hat gegenüber Newspost Seven dieselbe Vermutung geäussert. Natürlich gebe es auch die Möglichkeit einer Missbildung durch radioaktive Verstrahlung. «Die ist zwar äusserst gering, aber nicht gleich Null.» So produziere während der Schwangerschaft die Zellteilung nach einer bestimmten Reihenfolge die Organe. Geschehe in dieser Zeit ein starker radioaktiver Befall, könnten Zellen absterben und damit die Entwicklung von bestimmten Organen verhindern, so Professor Ito. Soweit die Theorie.
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