Der schlafende Zugfahrer
Am 8. Juni nahmen Passagiere des Flughafenschnellzugs von JR Hokkaido zwischen Shimamatsu und Eniwa auf der nördlichsten Hauptinsel Japans mit ihrem Handy auf, wie ihr Zugfahrer schlafend am Steuerpult sass, und schickten das Video anschliessend an die Geschäftsleitung.
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Auf dem Video ist zu sehen, wie der eingenickte 26-jährige Zugfahrer durch die Bewegung des Zuges nach links und rechts geschüttelt wird und schliesslich sogar seine Hände ganze 8 Mal von Gas- und Bremshebel fallen. Insgesamt 4 Minuten war der Zugfahrer auf der 4,7 Kilometer langen Strecke im Halbschlaf, wie die Yomiuri Shimbun nachrechnete.
Der peinliche Vorfall veranlasste den Vorstandsvorsitzenden von JR Hokkaido Naotoshi Nakajima am 11. Juni sich an einer eigens anberaumten Pressekonferenz zu entschuldigen und in die betroffene Abteilung zu fahren, um dort die Zugfahrer vor sich antreten zu lassen. Er schwor sie darauf ein, das Hauptziel, den sicheren Transport der Passagiere, nicht zu vernachlässigen und ihren eigenen körperlichen Zustand genau zu beobachten.
«Ich konnte nicht einschlafen»
Der Fahrer bestätigte in Anbetracht des Videobeweises sein Einschlafen und gab zu Protokoll, dass er am betreffenden Tag unter Schlafmangel litt. Am 7. Juni trat er um 16 Uhr seine Nachtschicht an, die bis zum nächsten Tag um 10 Uhr dauert. Zwischendurch erhalten die Zugfahrer die Möglichkeit 5 Stunden zu schlafen, was dem Betreffenden an dem Tag trotz 3-jähriger Arbeitsroutine jedoch nicht gelang. Er teilte dies seinem Vorgesetzten mit, ohne jedoch seinen Dienst zu beenden. Dabei beschwerten sich bereits im August 2010 Passagiere darüber, dass er am Steuerpult eingeschlafen sei. Dem Vorwurf wurde damals jedoch nicht nachgegangen, da kein Beweis vorlag.
Der Vorfall lässt die Bilder aus dem Jahr 2005 wieder wach werden, als ein Schnellzug in Amagasaki in der Nähe von Osaka in ein Wohnhaus raste, da der Fahrer versuchte eine eineinhalb minütige Verspätung durch Überschreiten der Geschwindigkeitsbegrenzung wieder aufzuholen. Bei dem jetzigen Vorfall in Hokkaido wurde zwar niemand verletzt und auch der Zeitplan eingehalten, aber die strenge Erfüllung der Arbeitspflichten der Zugfahrer bei JR brachte erneut Menschenleben in Gefahr.
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