Die Oase in der Trümmerwüste
In der Bucht von Shizugawa in der Stadt Minamisanriku blieben nach dem Tsunami lediglich Schlamm und Schutt übrig. Von den 17’000 Einwohnern haben 535 Menschen am 11. März ihr Leben verloren. Anfang Juni werden gemäss den Behörden noch immer 664 vermisst.
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In Shizugawa standen auch der Minimarkt und das Haus der 63-jährigen Kimura Yoshiko. Nichts ausser ihr Grundstück blieb ihr nach der Flutwelle. «Da war gar nichts mehr», bestätigt sie in einem Fernsehbericht von FNN News. Ans Aufgeben dachte Kimura keinen Moment. In nur 3 Monaten hat sie ihren Minimarkt wieder zum Leben erweckt, in einem Containerhaus, das sie 700’000 Yen (6100 Euro) kostete.
Die wichtige Selbsthilfe
«Die Oase im Trümmerfeld» bezeichnet FNN News dieses kleine Wunder von Minamisanriku. Denn rundherum ist weiterhin nur eine endlose Trümmerwüste zu sehen. Kimuras Kunden sind die vormaligen Bewohner und die Arbeiter, welche in mühseliger Arbeit die Trümmer beseitigen. Noch läuft nicht alles wie gewünscht. Es fehlt an Strom und Wasser. Das Eis zur Kühlung der Getränke trägt Kimura eigenhändig zu ihrem neuen kleinen Laden.
Kimura selbst ist glücklich über ihren Entscheid. Wenn die Kunden sich freuen, sei dies das grösste. Es ist die Selbsthilfe von Bewohnern wie Yoshiko Kimura, die den zerstörten Städten im Nordosten Japans wieder Hoffnung gibt. Denn auf auswärtige Hilfe werden sie nicht immer zählen können. Bereits jetzt hat die Zahl der freiwilligen Helfer stark nachgelassen.
Insgesamt boten in den letzen 3 Monaten gemäss der Asahi Shimbun 420’000 Menschen freiwillig ihre Hilfe im Krisengebiet an. Das ist eine ansprechende Zahl, jedoch wenig im Vergleich zum Erdbeben von Kobe. 1995 waren im gleichen Zeitraum 1,17 Millionen Menschen für freiwillige Hilfsarbeiten zur Stelle.
Wo sind die Freiwilligen geblieben?
Ein Grund für das nachlassende Interesse ist die grosse Distanz. Im Gegensatz zur Grossstadt Kobe ist der Nordosten Japans weit weg von den Metropolen entfernt und das Krisengebiet weit verstreut. Ausserdem sind die Übernachtungsmöglichkeiten spärlich. Ein weiterer Grund ist gemäss der Asahi Shimbun organisatorischer Natur. Die 89 Freiwilligenzentren, welche die Arbeiten verteilen, funktionieren nicht wunschgemäss. Die Koordination mit den Bedürfnissen der Betroffenen sei mangelhaft. So seien in einem Fall Freiwillige zur Schlammbeseitigung für ein paar Grundstücke abberufen worden. Vor Ort stellte sich heraus, dass die Nachfrage noch viel grösser war.
«Die Freiwilligen reichen nicht aus, zugleich werden die Bedürfnisse nicht richtig erkannt», erklärt ein Verantwortlicher eines Freiwilligenzentrums aus Minamisanriku. Oft klappe die Koordination so schlecht, dass die Zentren ihren Dienst zeitweillig unterbrechen. «Zurzeit keine Nachfrage», heisst es dann fälschlicherweise und in der Öffentlichkeit entsteht die falsche Annahme, dass es gar nicht mehr an freiwilligen Helfern bedarf.
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