18 Jahre Beharrlichkeit
Homare Sawa war Japans Heldin des Abends. Mit der Hacke erzielte sie 3 Minuten vor Ende der Verlängerung den Ausgleich (Asienspiegel berichtete). Es war ein Weltklassetor, das der Mannschaft den Glauben an den ganz grossen Triumph zurückgab. «18 Jahre. Es war ein steiler, langer Weg», sagte Sawa emotional berührt, nach dem Gewinn des WM-Titels.
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Am 6. Dezember 1993 im Alter von 15 Jahren wurde Homare Sawa erstmals in die japanische Nationalmannschaft berufen. Bereits 3 Jahre zuvor gab sie bei den Yomiuri Beleza ihr Debüt in der höchsten japanischen Frauenliga. Sawa erlebte in diesen 2 Jahrzehnten alle Höhen und Tiefen des Frauenfussballs in Japan mit. Sie prägte die Boom-Jahre der 1990er-Jahre mit und verabschiedete sich 1999 zeitweilig in die US-Profiliga, als in der japanischen L-League die finanziellen Probleme einsetzten.
2004, als auch die US-Profiliga erstmals Konkurs machte, kehrte sie nach Japan zurück, um die Nadeshiko an die Olympischen Spiele in Athen zu führen und den Frauenfussball wiederzubeleben. Die finanziellen Schwierigkeiten im semiprofessionellen Liga-Alltag Japans haben indes bis heute kein Ende genommen. Regelmässig ziehen sich Mannschaften der obersten Liga aus finanziellen Gründen zurück. Selbst Fussballstar Sawa selbst blieb nicht von diesen Hiobsbotschaften verschont. Letztes Jahr konnte ihr NTV Beleza keinen Profivertrag anbieten. In der Folge wechselte sie mit 3 Teamkolleginnen zu INAC Kobe Leonessa.
Das Lächeln des Trainers
Umso mehr wusste Homare Sawa ihre wahrscheinlich letzte Weltmeisterschaft in Deutschland zu geniessen, selbst ganz am Schluss, als gegen den Angstgegner USA ging. Die Ruhe und Selbstsicherheit Sawas übertrug sich auf die ganze Mannschaft. «Lasst uns Freude daran haben», sagte Trainer Norio Sasaki mit einem Lächeln vor dem entscheidenden Elfmeterschiessen im WM-Final.
Mit der typisch stoischen Ruhe nahm Sawa den Weltmeisterpokal entgegen. «Ich kann es jetzt noch kaum fassen, ich bin wirklich glücklich», sagte sie kurz nach dem Final. Ganz nebenbei wurde sie zur besten Spielerin des Turniers erkoren. «Es ist schön, dass dieser Traum in Erfüllung ging», waren die Worte Sawas am nächsten Tag kurz vor der Abreise nach Japan. Geschlafen habe sie in dieser Nacht nur 30 Minuten.
Der grosse Medienrummel
In Japan wird das Feiern weitergehen. In einem Hotel in Tokio werden die Nadeshiko empfangen. Bereits gibt es für Homare Sawa über 50 Einladungen von Fernsehstationen, wie Sports Hochi berichtet. Auch ein Angebot für eine Autobiografie liegt vor. Die Lunchbox-Restaurentkette Hotto Motto wird mit Sawa und weiteren Spielerinnen einen Werbespot drehen. Und ganz nebenbei geht bereits nächste Woche die Fussballsaison weiter.
Doch selbst in den Stunden des Triumphs, die eine ganze Nation verzückte, blickt Sawa bereits wieder nach vorne. «Wir können uns nicht auf den Lorbeeren ausruhen. Wir wollen, dass die Aufmerksamkeit anhält», zitierte sie die Mainichi Shimbun. Denn ihr Wunsch sei es, dass noch viel mehr Frauen in Japan Fussball spielen. Dafür müsse man konzentriert weiterarbeiten. Über 18 Jahre kämpft Sawa schon dafür. Ans Aufgeben hat sie nie gedacht. Diese Beharrlichkeit hat ihr und den Teamkolleginnen endlich den ganz grossen Titel beschert.
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