Der ver­arm­te Salaryman

Wenn der Zug vorbeifährt: Ein Salaryman in Tokio.
Wenn der Zug vor­bei­fährt: Ein Sala­ry­man in Tokio. flickr/​Mario Kao­ru Mevy

Für die japa­ni­schen Män­ner gibt es immer weni­ger zu lachen. Die finan­zi­ell schwie­ri­gen Zei­ten und die Defla­ti­on machen sich in ihren Porte­mon­naies bemerk­bar. Ihr Taschen­geld ist so tief wie seit 3 Jahr­zehn­ten nicht mehr. Dies hat eine Stu­die des Finanz­in­sti­tuts Shin­sei Finan­ci­al erge­ben. Gera­de noch durch­schnitt­lich 36’500 Yen (310 Euro) erhal­ten sie pro Monat von ihren Ehe­frau­en, die tra­di­tio­nel­ler­wei­se in Japan über die finan­zi­el­len Geschi­cke eines Haus­hal­tes entscheiden.

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Das bedeu­tet, dass einem Japa­ner noch rund 1210 Yen (10 Euro) pro Tag zur Ver­fü­gung ste­hen. Durch­schnitt­lich 490 Yen (4 Euro) davon wer­den fürs Mit­tag­essen auf­ge­wen­det. Das reicht kaum noch knapp für ein Fast­food-Menü aus.

Kein Ver­gleich zu den Boomzeiten

Die Ten­denz ist seit 4 Jah­ren sin­kend. Kurz vor dem Plat­zen der Wirt­schafts­bla­se, im Jahr 1989, ver­füg­ten die japa­ni­schen Män­ner noch über stol­ze 76’000 Yen pro Monat (650 Euro). Das ist mehr als dop­pelt so viel wie heu­te. Zum Taschen­geld gehö­ren gemäss der Stu­die von Shin­sei Finan­ci­al Aus­ga­ben wie das Mit­tag­essen, das Fei­er­abend­bier, aber auch Han­dy-, Bücher und Klei­der­kos­ten, sowie die Auf­wän­de für das eige­ne Hobby.

Der Ver­si­che­rer Dai-Ichi-Life kam bereits Anfang Jahr auf ähn­li­che Zah­len. Dem­nach muss­ten die Män­ner in den letz­ten 10 Jah­ren beim Taschen­geld eine Ein­bus­se von monat­lich 4000 Yen (34 Euro) hin­neh­men. Inter­es­san­ter­wei­se ver­fügt die Ehe­frau noch immer über gleich viel Taschen­geld wie vor 10 Jah­ren. Mit durch­schnitt­lich 22’000 Yen (187 Euro) pro Monat liegt der Betrag aber auch eini­ges tie­fer als beim Mann.

Gefähr­li­che Entwicklung

Für die Wirt­schaft hat die­se Ent­wick­lung gra­vie­ren­de Kon­se­quen­zen. Anstatt am Mit­tag üppig in ein Restau­rant essen zu gehen, geneh­mi­gen sich die Sala­ry­men von heu­te immer häu­fi­ger eine Lunch­box von zu Hause.

Das abend­li­che Fei­er­abend­bier kom­bi­niert mit den Arbeits­kol­le­gen kann sich Mann auch nicht mehr regel­mäs­sig leis­ten. Das tut inso­fern weh, da gera­de die­ses Jahr durch die bei zahl­rei­chen Unter­neh­men ein­ge­führ­te Som­mer­zeit (Asi­en­spie­gel berich­te­te) und die gleich­zei­ti­ge Strei­chung von Über­stun­den fürs Fei­er­abend­bier so viel Zeit wie kaum zuvor bestehen würde.

O tsuki­ai, die in Japan so wich­ti­gen gesell­schaft­li­che Bezie­hun­gen, blei­ben somit auf der Stre­cke. Hin­zu kommt, dass vie­le Män­ner aus Angst vor aus­fal­len­den Ren­ten in den nächs­ten Jahr­zehn­ten zusätz­lich Geld als Vor­sor­ge auf die Sei­te legen.

Kri­tik am Taschengeld-System

Inzwi­schen gibt es auch Kri­ti­ker eines stren­gen Haus­halts­re­gimes. Finanz­pla­ne­rin und Auto­rin Yoko Hana­wa ver­tritt die Mei­nung, dass ein knapp berech­ne­tes Taschen­geld für den Ehe­mann gera­de in wirt­schaft­lich schwie­ri­gen Zei­ten auf lan­ge Sicht dem Fami­li­en­bud­get eher schadet.

Denn wer­de ein Ehe­mann wegen eines schma­len Bud­gets im gesell­schaft­li­chen All­tag zau­der­haft, schla­ge sich dies auch nega­tiv auf sei­nen Kar­rie­re­ver­lauf nie­der, erklärt Hana­wa J-Cast News. Man kön­ne so auch nicht erwar­ten, dass die so wich­ti­gen per­sön­li­chen Bezie­hun­gen, auf die man in schwie­ri­gen Zei­ten zurück­greift, aus­ser­halb der Arbeits­zei­ten gepflegt wer­den können.

«Kann sich der Ehe­mann nicht das Buch kau­fen, das er möch­te, kann er sich nicht wei­ter­bil­den. Sein geis­ti­ger Hori­zont engt sich ein», warnt die Finanz­ex­per­tin wei­ter. Für Hana­wa wäre ein gross­zü­gi­ges Taschen­geld in die­sem Sin­ne eine wich­ti­ge Inves­ti­ti­on für die Fami­lie, denn: «Mit einem gerin­gen Taschen­geld macht die Frau ihren Mann womög­lich zu einem Entlassungskandidaten.»

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