Das Urteil gegen den Meistgesuchten
Tatsuya Ichihashi muss für den Mord an der britischen Sprachlehrerin Lindsay Hawker lebenslänglich ins Gefängnis. Damit hat das Bezirksgericht Chiba der Forderung der Staatsanwaltschaft entsprochen. Der Vergewaltigungs- und Mordfall wurde sowohl in Japan wie auch in Grossbritannien intensiv verfolgt (Asienspiegel berichtete). Der 32-Jährige habe Hawker aus eigensüchtigen Gründen vergewaltigt und anschliessend getötet, Reue sei bei Ichihashi nicht erkennbar, hatte die Staatsanwaltschaft ihren Antrag vor einer Woche begründet.
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William Hawker, der Vater des Opfers, der mit seiner Familie für die Gerichtsverhandlung nach Japan gereist war, forderte vor Gericht gar die Todesstrafe für Ichihashi. Er habe bei der Mordtat kein Erbarmen gezeigt. Weil es beim Verbrechen aber nicht mehr als ein Opfer gab, sah die Staatsanwaltschaft dieser Maximalforderung ab. Das Geschworenengericht hat mit seinem Urteil diese Argumentation nun bestätigt. Normalerweise ist die Todesstrafe in Japan für Serientäter vorgesehen, in vereinzelten Fällen kam es in Japan aber auch bei Einzelmorden zu Todesurteilen.
Mit dem Urteil der lebenslänglichen Haftstrafe wird Ichihashi für mindestens 10 Jahre hinter Gitter gehen müssen, bevor er eine Freilassung auf Bewährung erhalten beantragen kann. Es ist jedoch kaum wahrscheinlich, dass Ichihashi bereits nach dieser Zeit freikommen würde. Zwischen 1998 und 2007 wurden in Japan 74 lebenslänglich Verurteilte freigelassen. Durchschnittlich verbrachten sie 23,5 Jahre in Haft, wie BBC nachrechnete.
31-monatige Flucht
Ichihashi hatte Hawker im März 2007 in seiner Wohnung vergewaltigt und anschliessend getötet. Den Leichnam hatte anschliessend in eine mit Sand gefüllte Badewanne auf seinem Balkon vergraben. Nach der Tat flüchtete er. 31 Monate war er unauffindbar. Um unerkannt zu blieben, liess er sich einer Gesichtsoperation unterziehen. Erst im November 2009 tappte er in Osaka nach einer intensiven Fahndung in die Falle (Asienspiegel berichtete).
Der 32-Jährige hat die Verantwortung für den Tod von Lindsay Hawker übernommen. Beim Gerichtsfall ging es schliesslich um die Frage, ob es sich bei der Tat um einen vorsätzlichen Mord handelte. Der Angeklagte behauptet, er hab die 22-jährige Hawker lediglich festhalten wollen, damit sie nicht nach Hilfe schreie. Eine Mordabsicht habe es nicht gegeben. Die Kläger halten entgegen, dass Ichihashi bewusst und mit aller Gewalt das Opfer am Genick packte. Dies hätten Spuren gezeigt. Hawker sei zudem gefesselt gewesen.
Kritik des Vaters
Während der Verhandlung äusserte sich Ichihashi erstmals über seine Gefühle. Er habe Angst gehabt, die Verantwortung für die Tat zu übernehmen. Deshalb sei er weggerannt. Zuletzt äusserte er sein Bedauern über die Tat. «Ich muss während der Tat wie ein Monster auf sie gewirkt haben.» Ichihashi schrieb in Untersuchungshaft ein Buch über seine Flucht und seine Gefühlswelt (Asienspiegel berichtete). Er sei zu feige gewesen, Selbstmord zu verüben, schrieb er darin. William Hawker kritisierte während der Verhandlung, dass Ichihashi der Verteidigung ausführlich Auskunft geben würde, der Staatsanwaltschaft aber kaum antworte.
Die Einnahmen aus dem Buch wollte er vollständig der Familie von Lindsay Hawker übergeben. Dies lehnte jedoch ab. Sie sei angewidert von der Tatsache, dass einem Mann, der sich vor Gericht verantworten müsse, erlaubt werde, ein Buch zu schreiben und zu veröffentlichen.
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