Das Star­let, die Medi­en und der Selbstmord

In der Kritik: Die japanischen Berichten über den Tod von Miyu Uehara (im Bild unten links).
In der Kri­tik: Die japa­ni­schen Berich­ten über den Tod von Miyu Ueha­ra (im Bild unten links). Aus­zug: Youtube

Im Mai stieg die Selbst­mord­ra­te in Japan im Ver­gleich zum Vor­jahr um das 1,5-fache. Die Medi­en spe­ku­lier­ten viel über die Ursa­chen und sahen einen kau­sa­len Zusam­men­hang zwi­schen der drei­fa­chen Kata­stro­phe im Osten des Lan­des und der stei­gen­den Ster­be­ra­te gege­ben (Asi­en­spie­gel berich­te­te). Nun jedoch leg­te die Task­force der Regie­rung Kan ihren Unter­su­chungs­be­richt zu den Selbst­mor­den vor und kommt zu einem ande­ren Ergebnis.

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Yas­uyu­ki Shi­mi­zu, Reprä­sen­tant der NPO Life Link und ein­be­ru­fe­ner Rat­ge­ber des Kabi­nett­bü­ros, gab in einem Inter­view gegen­über der Asahi Shim­bun am 28. Juli bekannt, dass die Arbeits­grup­pe eine Ver­bin­dung zwi­schen der Bericht­erstat­tung über Selbst­mor­de und dem Anstieg der Ster­be­ra­te sieht. Shi­mi­zu bezieht sich in sei­ner Aus­sa­ge auf den kon­kre­ten Fall von Miyu Uehara.

Der Tod eines Glamour-Models

Das Gla­mour-Model hat­te sich im Mai im Alter von 24 Jah­ren selbst das Leben genom­men. Ihr Tod wur­de von den japa­ni­schen Medi­en umfas­send auf­ge­grif­fen und selbst in Unter­hal­tungs­sen­dun­gen the­ma­ti­siert. Laut Shi­mi­zu ist dies ein Grund für den Anstieg der Selbstmordrate.

Der Zuwachs beträgt gemäss der Sank­ei Shim­bun 19,7% im Ver­gleich zum Mai des Vor­jah­res und erhöh­te die durch­schnitt­li­che Ster­be­ra­te pro Tag von 72 auf 140 Men­schen. Ein Indiz für den Ein­fluss von Ueha­ras Tod ist, dass beson­ders Frau­en zwi­schen 20 – 30 Jah­ren zu den Ver­stor­be­nen zäh­len, obwohl die­se nor­ma­ler­wei­se nicht zur Risi­ko­grup­pe gehören.

Sen­sa­ti­ons­gie­ri­ge Berichterstattung

Der Reprä­sen­tant von Life Link beton­te, dass vie­le Men­schen, die sich gera­de in einer kri­ti­schen Lebens­la­ge befän­den, eher den Selbst­mord wähl­ten, wenn sie ent­spre­chen­de Berich­te im Fern­se­hen sähen. Bereits 2000 gab die Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on WHO eine Emp­feh­lung her­aus, dass in der ent­spre­chen­den Bericht­erstat­tung auf sen­sa­ti­ons­wil­li­ge Details wie Fotos, Tötungs­me­tho­den und Abschieds­brie­fe ver­zich­tet wer­den sollte.

Shi­mi­zu for­dert daher auch die japa­ni­sche Regie­rung dazu auf, ent­spre­chen­de Richt­li­ni­en fest­zu­le­gen. Schon seit den 80er Jah­ren wür­de immer wie­der aufs Neue bestä­tigt, dass detail­lier­te Berich­te über Selbst­mord, die bei­spiels­wei­se einen direk­ten Grund wie Mob­bing in der Schu­le ange­ben, zu einer erhöh­ten Selbst­mord­ra­te füh­ren würden.

Geschäft­li­che Inter­es­sen im Vordergrund

Obwohl sich jedes Jahr über 30’000 Men­schen in Japan das Leben neh­men, ver­stün­den die Medi­en nicht, dass auch sie eine Ver­ant­wor­tung gegen­über die­sem gesell­schaft­li­chen Pro­blem haben. Die auf kom­mer­zi­el­len Erfolg aus­ge­rich­te­ten Unter­neh­men, hät­ten vor allem ihre geschäft­li­chen Inter­es­sen im Blick, gegen­über denen der Wil­le zur Selbst­mord-Prä­ven­ti­on stets das Nach­se­hen hat, beton­te Shimizu.

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