Die Strahlenkarte
Infolge des Skandals um radioaktiv verseuchtes Rindfleisch und dem Misstrauen gegenüber der Regierungsarbeit nimmt die Nachfrage nach unabhängigen Messungen zu. Yahoo Japan bietet seit kurze einen solchen Service an. Die Website Hoshasen Joho (Strahlen-Information) berichtet in Echtzeit über die Strahlenbelastung an 11 verschiedenen Orten in Japan. In Zusammenarbeit mit der Universität Keio werden so regelmässig von den Behörden unabhängige Daten erhoben. Alle 5 Minuten wird der Strahlenwert aktualisiert.
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So wurde beispielsweise in der Stadt Fukushima am Abend des 7. Augusts ein Wert von 0,25 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Von allen erfassten Lokalitäten zwischen Sendai und Nagoya wurde hier die höchste Strahlung verzeichnet. In Tokio lag der höchste Wert am selben Tag bei 0,081 Mikrosievert, was nur ganz gering höher ist als die normale Strahlenbelastung zwischen 0,028 und 0,079 Mikrosievert.
Neuer Rekordwert in Fukushima
1 Millisievert, also 1000 Mikrosievert, ist die maximal empfohlene Strahlendosis, die ein Mensch pro Jahr abbekommen darf. Für beruflich strahlenexponierte Personen liegt der jährliche Grenzwert laut dem deutschen Bundesamt für Strahlenschutz in Europa bei 20 Millisievert (20’000 Mikrosievert). In den USA und Japan sind jährlich maximal 50 Millisievert erlaubt.
Erst vor ein paar Tagen wurde an einer Stelle in einem Schacht des havarierten AKW in Fukushima ein Rekordwert von 10 Sievert gemessen. Eine derart hohe Strahlung führt beim Menschen innert Sekunden zu schweren gesundheitlichen Schäden, die tödlich sein können.
Grosse Nachfrage nach Messgeräten
Zwar führt auch das Wissenschaftsministerium täglich in allen Präfekturen Messungen durch, doch für viele Japaner reicht dies nicht aus. Sie misstrauen den Daten der staatlichen Universitäten und den AKW-Betreibern. Aus diesem Grund sind die Verkaufszahlen für Geigerzähler in ganz Japan sprunghaft angestiegen, wie die Yomiuri Shimbun berichtet.
Verschiedene Unternehmen versuchen aus dieser neuen Angst Profit zu schlagen. S.T. Corp, ein Hersteller von Deodorants für die Toilette, hat vor 2 Wochen den handlichen Air Counter zur einfachen Strahlenmessung den Medien vorgestellt. Der Verkaufspreis liegt gemäss der SankeiBiz bei 15’750 Yen (140 Euro). Auch die japanische Raumfahrtbehörde JAXA hat einen eigenen Geigerzähler entwickelt, der Ende August für 20’000 Yen (178 Euro) zu erwerben ist.
Nicht alle befürworten diese plötzliche Nachfrage. Vielen fehlt das Wissen um die richtige Anwendung eines Messgerätes. Zudem geben nicht alle Produkte die gleichen Werte an. Ein Experte mahnt daher gegenüber der Yomiuri Shimbun zur Ruhe: «Die angegebenen Zahlenwerte sollten nicht zum Gradmesser der Tageslaune werden.»
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