Der unbekannte Rettungsarbeiter
Die Szenerie spielt sich vor den zerstörten Reaktoren des AKW Fukushima 1 ab. Es ist ein Sonntagmorgen. Ein Rettungsarbeiter in voller Schutzmontur bewegt sich alleine vor die Live-Webkamera, die Tepco rund 250 Meter nordwestlich des Reaktors 1 hingestellt hat. Seelenruhig zückt er sein Handy hervor und hantiert damit herum. Schiesst er ein Bild? Macht er ein Video? Danach streckt er seinen rechten Arm seitwärts aus, und bewegt ihn langsam zur Webkamera hin. Mit dem gestreckten Zeigefinger deutet er auf die Linse.
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In dieser Position verharrt der Rettungsarbeiter während über 15 Minuten. Als Zuschauer fühlt man sich sich direkt angesprochen. Es ist ein verstörendes Bild. Am liebsten möchte man dieser gespenstigen Szenerie vor dem strahlenden AKW entfliehen. Und gleichzeitig fragt man sich, was der Rettungsarbeiter uns sagen will. Seine Botschaft an die Welt bleibt rätselhaft.
Ganz zum Schluss, in einem zweiten Video, bewegt sich der Unbekannte ganz Nahe zur Kamera hin. Seine Augen werden hinter der Gasmaske sichtbar. Sein Gesicht bekommt menschliche Konturen, und bleibt dennoch nicht erkennbar. Noch einmal streckt er seinen Zeigefinger zur Linse der Webkamera, bevor er einen stillen Abgang macht. Was bleibt, ist der blaue Himmel und die zerstörten Reaktoren im Hintergrund.
Identität unbekannt
Wer dieser Mann ist, weiss bis heute niemand. Tepco-Pressesprecher Hiroki Kawamata bestätigte lediglich, dass es sich um einen Rettungsarbeiter handelt. Seine Identität sei aber hinter dem Schutzanzug nicht feststellbar. Ausserdem seien mittlerweile Tausende Rettungsarbeiter im AKW Fukushima tätig gewesen, dass man kaum jemals etwas über die wahre Identität der Person erfahren werde. Es werde auch keine Untersuchung angeordnet.
Der Mann hinter der Gasmaske steht stellvertretend für alle, die auch 6 Monate nach dem Tsunami jeden Tag darum kämpfen, die noch grössere Katastrophe zu verhindern. Er ist der unbekannte Rettungsarbeiter.
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