Die Wiedergeburt Tokios
Pharrell Williams hat die Nuller-Jahre musikalisch geprägt wie kein anderer Künstler. Es gibt kaum ein Musiker, der nicht mit dem 38-Jährigen zusammenarbeiten möchte. Und auch modisch versteht es der Amerikaner mit philippinischer Mutter einen unverkennbaren Stil zu kreieren.
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Nun ist er zu seiner Stätte der Inspiration zurückgekehrt. Sechs Monate nach der Katastrophe hat Pharrell Williams eine dokumentarische Hommage an Tokio abgeliefert. Tokyo Rising heisst das Werk. Die Schuhmarke Palladium Boots stand Pate dafür, was die Qualität der 5-teiligen Kurzvideo-Serie nicht mindert.
«Nach den Geschehnissen vom 11. März musste ich wieder hierher zurückkommen. Tokio ist mein zweites Zuhause», begründet Pharrell seine Mission. «Die Art wie die Japaner Inhalt, Geist und Technologie betrachten, ist unerreicht» In seiner Doku gibt er dem jungen, kreativen Tokio eine Stimme, das über die Zeit nach Fukushima reflektiert. Musiker, Künstler, Filmemacher, Herausgeber und Anti-Atomaktivisten kommen in Tokio Rising zu Wort.
«Das Hiroshima unserer Generation»
Die Doku zeichnet das Bild einer Generation, die Fukushima als Weckruf verstanden hat. «Es ist das Hiroshima unserer Generation», sagt Musikerin Yuka Uchida über die AKW-Katastrophe. Die Sichtweisen haben sich geändert. Uchida führt Williams in Tokyo Rising wortwörtlich in den tiefen Untergrund, ins weltgrösste Entwässerungssystem, das durch die japanische Hauptstadt führt. Das gigantische Werk, das 2 Milliarden Dollar verschlang, ist ein Symbol für das ständige Streben Japans nach dem bestmöglichen Schutz. «Doch dieses Gefühl der Sicherheit ist seit 3⁄11 verschwunden.» Fukushima ist immer präsent.
Der Anti-Atomaktivist Hajime Matsumoto sieht derweil das Positive an der Katastrophe. «Der Wohlstand ist Nebensache geworden», sagt er. Er hat eine Bewegung aus dem Boden gestampft, die sich mit bunten Protestumzügen lauthals eine Stimme verschafft (Asienspiegel berichtete).
Tokio lebt
Die Nach-3 – 11-Zeit hat in den Köpfen von Tokios Künstler schon längst begonnen. Williams zeigt, wie die Streetartist-Gruppe Chim Pom ein Wandgemälde zum japanischen Atomzeitalter kreativ mit dem jüngsten Kapitel Fukushima ergänzte. Die Kunstszene ist kritisch geworden, sie ist politisch geworden. Und sie erhebt ihre Stimme. «Wir werden die Wiedergeburt Tokios erleben», fasst Uchida den Willen der Menschen zusammen.
Die Doku zeigt in intensiven Bildern die lebendige Kulturszene Tokios, die dem Rest der Welt immer einen Schritt voraus ist. Kein Zweifel, die Collage eines bunten, pulsierenden und ausschweifenden Tokios voller angesagter Leute ist überzeichnet. Denn wer Tokio kennt, weiss: Die Stadt hat auch andere Seiten. Doch das ist hier Nebensache. Es geht um die Botschaft, dass Tokio am Leben ist, und das vielleicht mehr denn je.
Zur 5-teiligen Serie Tokyo Rising geht es hier.
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