Kein Feuerwerk aus Fukushima
Das alljährliche Feuerwerkspektakel der Stadt Nisshin, Präfektur Aichi, stand dieses Jahr ganz im Zeichen des Wiederaufbaus der vom Tsunami verwüsteten Präfekturen Iwate, Miyagi und Fukushima. Für diesen Zweck kaufte das Organisationskomitee Feuerwerkskörper von Betrieben jener Regionen. Doch wenige Tage vor dem Festival erhielten die Organisatoren E-Mails und Telefonate von besorgten Einwohnern von Nisshin.
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Dabei ging es einzig um die Frage, wie sicher die erworbenen Feuerwerkskörper aus der Präfektur Fukushima seien. Sie könnten womöglich verstrahlt sein, war die Sorge. «Haben Sie Informationen zu Sicherheitsgarantien der Feuerwerkskörper aus Fukushima?» zitiert die Yomiuri Shimbun einen Brief eines besorgten Einwohners aus Nisshin.
Der Verzicht
Das Organisationskomitee, in dem auch die Stadtregierung vertreten ist, entschloss sich schliesslich auf den Einsatz des Feuerwerks aus Fukushima zu verzichten. Offiziell hiess es, dass das zuständige Unternehmen für das Feuerwerkspektakel keinen Dosimeter besass, um die erworbenen Produkte auf Strahlung zu überprüfen. Der Bürgermeister von Nisshin, Kozo Hagino, bedauerte diesen Entscheid, betonte aber zugleich, dass man die Sorgen der eigenen Bürger ernst nehmen müsse.
Geliefert hatte die zur Debatte stehenden Feuerwerkskörper ein Kleinunternehmen aus der Stadt Kawamata, die ausserhalb der Sperrzone rund um das havarierte AKW liegt. Der Entscheid aus Nisshin sei äusserst bedauerlich, sagte ein betroffener Produzent gegenüber TBS News. Peinlich, nannte ein Einwohner der Stadt Nisshin den Verbotsentscheid des Feuerwerkskomitees. «Wenn wir schon ein Feuerwerk im Namen des Wiederaufbaus veranstalten, dürfen wir doch so etwas nicht verbieten.»
Ein Dauerthema
Rückendeckung erhalten solche Voten von Strahlenspezialist Kunihide Nishizawa von der Universität Nagoya. «Auch wenn die Feuerwerkskörper kurzweilig eine höhere Strahlung vorweisen würden, wäre es wohl ein sehr geringer Anteil an Radioaktivität», meint Nishizawa gegenüber TBS News. Zudem würde die Feuerwerke nicht wie Lebensmittel vom Körper aufgenommen. Er glaube daher nicht an eine Gefahr für Mensch oder Umwelt.
Die Sorge um die Strahlung wird in Japan zu einem Dauerthema. Bereits im April wollten Bürger aus Kawasaki unter allen Umständen verhindern, dass ihre Stadt Müll aus Fukushima entsorgen würde (Asienspiegel berichtete). Verstrahltes Fleisch von Rindern, die Reisstroh aus Fukushima frassen, geriet Ende Juli in die Lebensmittelkette und löste damit einen veritablen Skandal aus (Asienspiegel berichtete).
Auch für die Menschen aus Fukushima wir die AKW-Katastrophe gesellschaftlich zur Belastung. Ähnlich wie nach den Atombombenabwürfen von Hiroshima und Nagasaki drohen sie stigmatisiert zu werden. Es ist eine bedrohliche Entwicklung, die es mit allen Mitteln zu verhindern gilt.
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