Hem­mungs­lo­se Grabscher

Chikan ist ein Verbrechen: Ein Warnhinweis in der U-Bahn in Japan.
Chi­kan ist ein Ver­bre­chen: Ein Warn­hin­weis in der U-Bahn in Japan. flickr/​EqoZ

Seit Jah­ren ver­sucht die Poli­zei dem Pro­blem der sexu­el­len Beläs­ti­gun­gen in den rand­vol­len Zügen Herr zu wer­den. So wur­den bereits vor Jah­ren Wagen­ab­tei­le eigens für Frau­en geschaf­fen, Sicher­heits­leu­te ein­ge­stellt, Kame­ras instal­liert und Warn­pla­ka­te in den Bahn­hö­fen auf­ge­stellt. Den­noch trei­ben Grab­scher, auf Japa­nisch chi­kan, wei­ter ihr Unwesen.

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Zwi­schen Janu­ar und Sep­tem­ber zähl­te die Poli­zei allei­ne in der Tokio­ter U-Bahn über 900 Bean­stan­dun­gen, wie NHK News berich­tet. Auch die­ses Jahr wird die Schwel­le von 1000 gemel­de­ten Beläs­ti­gun­gen in Zügen zum 4. Mal hin­ter­ein­an­der über­schrit­ten wer­den. Dabei wird ange­nom­men, dass die Zahl der Beläs­ti­gun­gen noch viel höher ist, denn 9 von 10 betrof­fe­nen Frau­en erstat­ten gar nie Anzei­ge (Asi­en­spie­gel berich­te­te).

Mit einer neu­er­li­chen Offen­si­ve ver­sucht die Poli­zei nun das Pro­blem ein­zu­däm­men. Die Zahl der Son­der­ein­hei­ten, die in Zivil geklei­det in Zügen und Bahn­hö­fen nach mög­li­chen Grab­schern Aus­schau hal­ten, wird ab sofort erhöht. Dabei sol­len sie auch aus­ser­halb der Pen­del­zei­ten agie­ren. Aus­ser­dem ver­tei­len Schü­le­rin­nen als Frei­wil­li­ge in den Bahn­hö­fen Infor­ma­ti­ons­blät­ter, auf denen die Pend­ler auf­ge­for­dert wer­den, all­fäl­li­ge Beläs­ti­gun­gen zu mel­den, wie die Sank­ei Shim­bun berichtet.

Ein recht­li­ches Minenfeld

In den japa­ni­schen Medi­en erschei­nen regel­mäs­sig Berich­te über Fest­nah­men von mut­mass­li­chen Grab­schern. Erst vor 2 Tagen soll sich ein 29-Jäh­ri­ger auf einer mor­gend­li­chen Zug­fahrt zwi­schen Tokio und Yoko­ha­ma wäh­rend 2 Stun­den an einer Frau ver­grif­fen haben. Ein Bahn­hofs­be­am­ter konn­te den Mann schliess­lich auf fri­scher Tat ertap­pen, wie ANN News berichtet.

Laut aktu­el­ler Straf­ver­ord­nung droht den Grab­schern in Japan eine Geld­stra­fe von 500’000 Yen (5’500 Dol­lar) oder bis zu 10 Jah­ren Gefäng­nis. Doch für die Jus­tiz hat sich das Chi­kan-Phä­no­men wie­der­holt als ein recht­li­ches Minen­feld ent­puppt. Wenn der Täter nicht in fla­gran­ti ertappt wird, erweist sich die Beweis­la­ge in vie­len Fäl­len als äus­serst dünn.

Vor 2 Jah­ren ver­ur­teil­te ein loka­les Gericht einen 63-jäh­ri­gen Pro­fes­sor wegen Beläs­ti­gung einer jun­gen Frau wäh­rend den Pen­del­zei­ten zu 22 Mona­ten Haft. Das Obers­te Gericht muss­te den Pro­fes­sor aber wie­der frei­spre­chen, da sich die Staats­an­walt­schaft nur auf die Zeu­gen­aus­sa­ge des angeb­li­chen Opfers beru­fen konnte.

Unschul­di­ge Opfer

Der Film I Just didn’t do it (jap. Sore demo boku wa yat­tenai) aus dem Jahr 2007 hat sich der recht­li­chen Pro­ble­ma­tik des Chi­kan-Phä­no­mens ange­nom­men. Regis­seur Masayu­ki Suo («Shall we dance») dreh­te dabei den Spiess um und por­trä­tier­te einen zu Unrecht wegen Grab­schens beschul­dig­ten Mann. Auch sol­che Fäl­le häu­fen sich in der Realität.

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