«Es wäre das Ende gewesen»
«Ich hörte einen riesigen Knall», beschreibt Masao Yoshida, seit Juni 2010 Direktor des AKW Fukushima 1, den Moment als es am 12. März 2011 zur Wasserstoffexplosion im Reaktor 1 kam. «Wir sassen damals im Hauptgebäude und hatten keine Ahnung unter welchen Umständen die Explosion passiert war.»
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Es ist das erste Mal überhaupt seit den tragischen Tagen nach dem Tsunami, dass der 56-jährige Direktor des havarierten AKW vor die Presse trat. Yoshida liess die tragischen Tage und Monate nach dem verheerenden Tsunami Revue passieren. Seine Aussagen verdeutlichen, wie knapp Japan an einer apokalyptischen Katastrophe vorbeischrammte, als ein Reaktorgebäude nach dem anderen in die Luft ging.
Der Gedanke an den Tod
«Menschen, mit den verschiedensten Verletzungen kamen zu uns. In diesem Moment war die Angst da, dass auch der Sicherheitsbehälter explodiert war, und die austretende Strahlung jegliche Rettungsarbeiten verunmöglichen würde.» Masao Yoshida erzählt, wie schwierig es war kühlendes Wasser in den Reaktor 2 zu leiten.
«Wir waren nicht in der Lage die weitere Entwicklung der Geschehnisse vorauszusagen. Im schlimmsten Fall hätten wir absolut keine Kontrolle mehr über die Reaktoren gehabt. Es wäre das Ende gewesen», sagte Yoshida in einer überraschenden Aufrichtigkeit. «In der Woche nach dem 11. März dachte ich mehrere Male, dass ich sterben würde.»
Vage Aussagen
Über Monate hinweg blieb die Situation in Fukushima äusserst kritisch. Die Kernschmelze wurde zur Tatsache, die austretende Strahlung zwang Hunderttausende von Menschen zur Evakuierung. «Wir hatten eine äusserst harte Zeit bis Ende Juni. Es wurde Juli und August bis sich die Situation stabilisiert hatte.»
Auf die Frage, ob die Situation sich wirklich gebessert habe, äusserte sich Yoshida vage. «Ich habe das Gefühl, dass die Reaktoren heute stabil sind. Das bedeutet aber nicht, dass sie sicher sind.» Die Strahlenwerte seien immer noch hoch und die täglichen Rettungsarbeiten weiterhin gefährlich.
Die Entschuldigung
Zum Schluss der 15-minütigen Pressekonferenz gab er sich sich zuversichtlich, dass die betroffenen Reaktoren bis Ende Jahr heruntergefahren werden können. Die Temperaturen in den Druckgefässen seien wieder auf einem unbedenklichen Niveau.
Damit werden die fatalen Auswirkungen der Katastrophe aber noch lange nicht behoben sein. Das weiss auch Masao Yoshida. «Ich muss mich bei allen Menschen in der Präfektur Fukushima und dem japanischen Volk für die Unannehmlichkeiten und die verursachten Probleme entschuldigen.» Die Abbitte wir der Bevölkerung von Fukushima nicht ausreichen. Noch läuft eine Untersuchung durch die Regierung, in der auch Masao Yoshida Stellung nehmen muss.
Update, 9. Juli 2013
Masao Yoshida ist im Alter von 58 Jahren gestorben. Im Dezember 2011 gab er seinen Posten wegen eines Krebsleidens auf. Die Krankheit soll offenbar keine direkte Folge des AKW-Unfalls gewesen sein. Dazu sei der Ausbruch der Krankheit viel zu früh gekommen. Normalerweise dauere dies bis zu fünf Jahre, bis die Wirkung der radioaktiven Strahlung Krebs auslöse.
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