Nordkoreas süsse Währung
Im Industriepark von Kaesong testen Nord- und Südkorea eine wirtschaftliche Annäherung. Seit das zur Hyundai-Gruppe gehörende Unternehmen Hyundai Asan 2004 die Sonderwirtschaftszone für 50 Jahre gepachtet hat, dürfen hier Unternehmen aus Südkorea ihre Fabriken eröffnen und nordkoreanische Arbeiter beschäftigen.
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Das ist praktisch und kostengünstig. Denn Kaesong liegt nur eine Autostunde von der florierenden südkoreanischen Hauptstadt Seoul entfernt. Entsprechend erfolgreich ist das Projekt. Nach nur 7 Jahren haben sich auf den 65 Quadratkilometern 123 südkoreanische Zweigstellen niedergelassen. 48’000 Nordkoreaner arbeiten hier zum Monatslohn von 63 US-Dollar.
Wertvolle Choco Pies
Dabei hat sich in den letzten Jahren eine Nebenwährung unter den Arbeitern etabliert: Einzeln verpackte, südkoreanische Schokoladenkekse mit einer sanften Marshmallow-Füllung, auch Choco Pie genannt. Anstatt die als Snack verteilten Kekse des südkoreanischen Lebensmittelherstellers Orion zu essen, werden diese nach Haus mitgenommen und später über den Schwarzmarkt verkauft. Gemäss der Chosun Ilbo haben 3 Choco Pies einen Wert von 100 Gramm Reis.
Die Schokoladenkekse sind richtiggehend zu einem Wirtschaftsfaktor für das isolierte Land geworden. Bis 2,5 Millionen Stück werden monatlich auf den Schwarzmärkten gehandelt. Der Handel reicht gar bis nach Sinuiju, der Grenzstadt zu China.
Pjöngjang will lieber Geld als Kekse
Bislang erhielten die Arbeiter 2 bis 3 Kekse pro Tag. Doch um die Attraktivität des Arbeitsplatzes zu steigern, haben einige südkoreanische Fabriken begonnen, die Menge auf bis zu 10 Stück täglich zu erhöhen. Das führt unter den Angestellten zu Spannungen und in Pjöngjang für rote Köpfe. Die Regierung im kommunistischen Land würde anstatt den Choco Pies lieber harte Devisen sehen, wie die Joong Ang Daily berichtet.
Doch auf eine feste Verteilmenge konnten sich die Unternehmen bislang nicht einigen. Einige fürchten, dass es bei einer Reglementierung zu Aufständen unter den Arbeitern kommen könnte. Die südkoreanische Verwaltung des Industrieparks möchte sich gleichzeitig nicht in die Belange der Privatunternehmen einmischen, wenn es um die Rationierung von Naturalien geht.
Das kapitalistische Aushängeschild
Auch die südkoreanische Regierung sieht keinen Grund zu intervenieren. Die Schokoladenkekse sollen im abgeschotteten Norden die Vorzüge des kapitalistischen Südens aufzeigen. «Produkte wie die einzeln verpackten Choco Pies werben ganz beiläufig für die höhere Qualität südkoreanischer Produkte über nordkoreanische», erklärt eine Regierungsquelle in Seoul gegenüber der Chosun Ilbo.
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