Rotlichtviertel für Taiwan
Taiwans Parlament hat beschlossen, offizielle Rotlichtzonen zu erlauben. Dies nachdem die Justiz ein Gesetz für verfassungswidrig erklärt hatte, das zwar die Prostituierten, nicht aber die Freier bestraft. Nach der neuen Bestimmung soll in vorbestimmten Zonen legal Sex gegen Geld angeboten werden dürfen. Der Haken dabei: Bis jetzt hat sich keine der Lokalregierungen bereit erklärt eine solche Zone einzurichten.
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Am Freitag entschied sich das taiwanische Parlament unter verschiedenen Vorschlägen für das «holländische Modell», nach diesem in offiziell erlaubten Rotlichzonen Prostituierte legal arbeiten dürfen, berichtet die Nachrichtenagentur CNA. Zur Auswahl standen auch das «schwedische Modell», das nur die Freier, nicht aber die Prostituierten bestraft. Die Oppositionspartei DPP machte sich mehrheitlich für dieses Gesetz stark, unterlag aber dem von der Regierungspartei Kuomintang dominierten Parlament.
Nur wenig Unterstützung fand der Vorschlag, Prostitution grundsätzlich zuzulassen, und weder Freier noch Prostituierte zu bestrafen. Für eine solche Lösung demonstrierte die Prostituiertenvereinigung COSWAS vor dem Parlament. Freier und Prostituierte, die sich ausserhalb der Sexzonen beim Verkehr erwischen lassen, müssen neu mit einer Busse von bis zu 30’000 Taiwan Dollar (700 Euro) rechnen.
Rotlichtviertel ja – aber nicht vor der eigenen Haustür
COSWAS-Chefin Chung Chun-chu beklagte gegenüber der chinesischsprachigen Zeitung China Times, dass bisher keine Lokalregierung bereit sei, in ihrem Gebiet eine Rotlichtzone einzurichten. Dadurch dass jetzt auch noch die Freier gebüsst werden, würde die Arbeit für die Prostituierten noch schwieriger. Das neue Gesetz komme faktisch einem Verbot gleich, da sich die Lokalbehörden gegen solche Zonen sperrten.
Neben den Prostituierten demonstrierte auch ein mit Hut und Sonnenbrille verkleideter Freier vor dem Parlament für seine Rechte. Im taiwanischen Next TV klagte der Mann mit dem Pseudonym Peter, dass er neben der vielen Arbeit keine Zeit für eine feste Freundin habe. «Wie jeder normale Mann habe ich meine Bedürfnisse», so der 32-jährige. Jetzt müsse er sich auch noch darum sorgen kriminalisiert zu werden.
Politiker wollen es sich nicht mit Wählern verderben
2009 entschied die taiwanische Justiz, dass ein Artikel des Gesetzes zur Erhaltung der gesellschaftlichen Ordnung verfassungswidrig sei. Nach diesem wurden Prostituierte bestraft, nicht aber deren Kunden. Die Politik hatte zwei Jahre Zeit um das Gesetz zu ändern, bevor es am 6. November auslief.
«Man hätte das bestehende Gesetz einfach auslaufen lassen können», sagt COSWAS- Chefin Chung Chun-chu. Sie hätte von den Abgeordneten mehr Mut erwartet. Ein legales Sexgewerbe liesse sich von den Behörden einfacher kontrollieren. Hinter vorgehaltener Hand seien viele Politiker für einen liberaleren Umgang mit der Prostitution. «Doch vor den Wahlen will sich hier niemand zu weit aus dem Fenster lehnen», sagt sie. In Taiwan finden im Januar Präsidenten- und Parlamentswahlen statt.
Das Boulevardblatt Apple Daily berichtet indes von erhöhtem Freieraufkommen im Taipeier Milieubezirk Wanhua. Offenbar würden viele Männer noch schnell eine Prostituierte besuchen, mutmasst die Zeitung, bevor sie sich strafbar machten.
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