Erinnerungen an Pjöngjang
Diplomatische Beziehungen zwischen Japan und Nordkorea sind offiziell auf Eis gelegt. Ein politischer Austausch findet, wenn überhaupt, hinter verschlossenen Türen statt. Tatsächlich kann nur ein einziger japanischer Premierminister von sich behaupten, Kim Jong-il persönlich getroffen zu haben. Junichiro Koizumi traf den nordkoreanischen Diktator gleich zwei Mal, im September 2002 und im Mai 2004.
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In diesen historischen Gesprächen gestand die nordkoreanische Regierung erstmals, Ende der 1970er-Jahre japanische Staatsangehörige entführt zu haben. 5 Japaner durften in der Folge zurück in ihre Heimat, ihre Familienangehörigen folgten später nach. Bis heute bleiben jedoch zahlreiche Fälle ungeklärt. Seit Koizumis letztem Besuch herrscht mit kurzen Unterbrüchen Funkstille zwischen den beiden Nationen.
«Ich hatte gehofft, eine Lösung zu den Entführungsfällen und den Missile-Problemen finden und eine Normalisierung der Beziehungen anstreben zu können, solange er noch gesund war», sagte Koizumi einen Tag nach dem Tod von Kim Jong-il gegenüber verschiedenen japanischen Medien über die Verhandlungen von damals. Es sei äusserst bedauernswert, dass sich dies nicht zu Stande gekommen sei, fuhr der ehemalige Premier fort.
«Keine düstere Person»
Junichiro Koizumi glaubte durchaus an die guten Seiten von Kim Jong-il. «Ich glaube, dass er sich der Wichtigkeit der japanisch-nordkoreanischen Beziehungen bewusst war.» Kim Jong-il habe auf ihn keinen diktatorischen oder düsteren Eindruck gemacht. «Er war eine gut gelaunte Person, die sich offen äusserte ohne allzu oft auf das Manuskript zu schauen.»
Der ehemalige Premierminister hält die aktuelle japanische Politik des Dialogs und des Drucks für richtig. Es gebe kein Grund an diesem Prinzip zu rütteln. Zudem biete der Tod Kim Jong-ils eine Chance für eine «grosse Veränderung». Er sei sich gleichzeitig aber bewusst, dass der Nachfolger vor einer harten Zeit stehe. Trotzdem wünscht sich Koizumi, dass Nordkorea alle Entführungsfälle aufklären helfe und von Atomwaffen abschwöre. Nur so könne das Land dereinst der internationalen Gemeinschaft beitreten.
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