Der verstrahlte Neubau
Es ist eine traurige Ironie des Schicksals: Rund 10 Familien aus den Städten Namie und Minamisoma, die teilweise in der Sperrzone um das havarierte AKW Fukushima liegen, fanden ab Juli des letzten Jahres in Wohnungen eines Neubaus in der Stadt Nihonmatsu eine neue Bleibe. Hier, fast 70 Kilometer vom zerstörten AKW entfernt, wogen sie sich in Sicherheit.
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Nun hat sich jedoch herausgestellt, dass der Beton des Neubaus strahlt. Im Erdgeschoss haben die Behörden einen Wert von bis zu 1,24 Mikrosievert pro Stunde gemessen. Im Fundament wurde gar radioaktives Cäsium entdeckt, während in den höheren Etagen der Beton bedeutend weniger Strahlung aufwies.
Auf die Spur brachte sie das Dosimeter eines Schulmädchens, das im betroffenen Gebäude wohnt. Sie trug das Messgerät als Teil einer umfassenden Studie der Stadt auf sich.
Material aus verstrahltem Steinbruch
Auffällig war, dass die Umgebung um den betroffenen Neubau herum keine erhöhten radioaktiven Werte aufzeigte. Schliesslich stellte sich heraus, dass ausgerechnet Kies aus einem Steinbruch in der teilevakuierten Stadt Namie für den Beton des Neubaus in Nihonmatsu verwendet wurde. Gerade in diesem Gebiet wird die Strahlung als besonders hoch vermutet. Der Verkauf des Gesteins wurde offenbar noch vor der Errichtung der offiziellen Sperrzone abgewickelt.
Noch viel schlimmer wiegt die Tatsache, dass es sich beim verstrahlten Neubau um keinen Einzelfall handelt. Denn insgesamt 19 Unternehmen hatten gemäss der Mainichi Shimbun den verstrahlten Kies gekauft, der unter anderem zur Reparatur einer Strasse, eines Swimmingpools für eine Schule und eines Golfplatzes in der Präfektur Fukushima verwendet wurde. Besorgte Eltern haben umgehend die Entfernung des verseuchten Materials gefordert.
Neue Richtlinien
Die Behörden betonen zwar, dass die gemessenen Werte im Neubau nicht unmittelbar gesundheitsschädigend seien. Von einer Evakuierung des Wohnblocks wurde aus diesem Grund abgesehen. Der Schaden ist jedoch schon längst angerichtet.
Einige Bewohner des verstrahlten Betonbaus ziehen inzwischen in Erwägung, ihre Wohnungen zu verlassen. Das zuständige Bauunternehmen überlegt sich daher den Abriss und Wiederaufbau des Gebäudes, wie die Mainchi Shimbun berichtet. Und das Wirtschaftsministerium hat angekündigt, Richtlinien bezüglich der Sicherheit von Baumaterialien auszuarbeiten.
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